Katholische Missionsschulen in Deutschland (1887-1940)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das dreijährige interdisziplinäre Forschungsprojekt widmete sich erstmals den im Kontext der deutschen Kolonialpolitik entstandenen katholischen Missionsschulen im Deutschen Reich (1887-1940), die als private höhere Knabenschulen mit Internat in Trägerschaft von Missionsorden und Kongregationen geführt wurden und ihre Schüler auf eine Tätigkeit als Missionare in deutschen Kolonialgebieten vorbereiten sollten. Anhand dreier ausgewähker Missionsschulen in Bayern, Preußen und im Saarland, die in Trägerschaft der Benediktiner, Pallottiner und Steyler Missionare über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg waren, konnte die besondere institutionelle Entwicklung der Missionsschulen von der Gründungsphase in der deutschen Kotonialära bis zur Aufhebung durch die Nationalsozialisten im Lichte der jeweiligen kirchlichen und staatlichen Interessenlage offengelegt werden. Die Orden selbst bewegten sich zwischen anfänglich strikter Bildungsselbstbeschränkung von Lehrern und Schülern über eine Teilintegration in das staatliche Schulwesen bis hin zur Übernahme staatlicher Lehrpläne des humanistischen Gymnasiums mit anerkannten staatlichen Berechtigungen der Schulen. Die pädagogischen Konzepte der mit Internaten verbundenen, von der Außenwelt abgeschotteten Missionsschulen blieben aber weiterhin ein Spezifikum der Orden und Kongregationen. Als Missionsschulen mit dem Zweck gegründet, Missionare auszubilden, kam ihnen aber tatsächlich die Funktion zur Fördemng bildungsbenachteiligter Bevölkerungsteile und als Ersatzschule für den ländlichen Raum zu. Die Ergebnisse hinsichtlich der Missionsschulen lassen sich nach der Entwicklung, Anwendung und Auswertung der innovativen Missionsschulen-Datenbank des interdisziplinären Forschungsteams (Holger Gast, Antonia Leugers, August H. Leugers-Scherzberg) nun präzise belegen. Mit der Missionsschulen-Datenbank lassen sich erstmals Längsschnitterhebungen und Bildungsbiographien höchst differenziert erfassen und auswerten - und dies mit allen zu berücksichtigenden Bedingungsfaktoren, auch die durch Eltern, Lehrer und die Schulorganisation gesetzten. Die historische Bildungsforschung vermag nun mittels datenbankgestützter Längsschnitterhebungen auf der Mikroebene einzelner Schulmodelle Vergleiche anzustellen und (Fehl-)Entwicklungen aufzuzeigen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Les ordres religieux: des vecteurs de la culture courtisés par l'Etat. Les "aides discrétionnaires" du "Fonds culturel" du ministère des Affaires étrangères (de 1925 à 1935). In: theologie.geschichte - Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte I (2006), Münster 2008, S. 57-90
Leugers, Antonia
- "Berufungserlebnisse" im katholischen Milieu der Zwischenkriegszeit. Die Lebensläufe St. Wendeler Missionsschüler von 1930 bis 1938. In: Gisela Fleckenstein / Michael Klöcker / Norbert Schloßmacher (Hrsg.), Kirchengeschichte. Alte und neue Wege. Festschrift für Christoph Weber, Bd. 2, Frankfurt a.M. 2008, S. 763-773
Leugers-Scherzberg, August H.
- Das Missionsseminar Sankt Ottilien. Von den Anfängen bis zur Aufhebung in der NS-Zeit. In: Norbert Krössinger (Hrsg.), Hrabanus Maurus. Profil eines europäischen Gelehrten. Beiträge zum Rhabanus-Jahr 2006, St. Ottilien 2008, S. 125-141
Leugers, Antonia
- DFG-Forschungsprojekt "Katholische Missionsschulen in Deutschland 1887-1940". In: Holger Gast / Antonia Leugers / August H. Leugers-Scherzberg, Optimierung historischer Forschung durch Datenbanken. Die exemplarische Datenbank "Missionsschulen 1887-1940" (= Klinkhardt forschung), Bad Heilbrunn 2010, S. 27-58
Leugers, Antonia
- Optimierung historischer Forschung durch Datenbanken. Die exemplarische Datenbank "Missionsschulen 1887-1940" (= Klinkhardt forschung), Bad Heilbrunn 2010
Gast, Holger / Leugers, Antonia / Leugers-Scherzberg, August H.