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Edition der normativen Quellen zur Geschichte der Universität Greifswald

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 81713305
 
Jede Richtung der Universitätsgeschichte, sei sie sozialgeschichtlich, kulturgeschichtlich oder wissenschaftsgeschichtlich orientiert, gelangt früher oder später an den Punkt, an dem eine Interpretation und Einordnung der eigenen Ergebnisse ohne grundlegende Kenntnisse der Institutionen- und Verfassungsgeschichte der deutschen Universität hochgradig erschwert werden. Der Zugang zu diesen Feldern der Universitätsgeschichte wird aber derzeit durch mehrere Faktoren erschwert. Es liegen nur wenige normative Quellen kritisch ediert vor. Die in ihrer Mehrzahl aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Drucke verdanken ihre Existenz einem traditionellen rechtsgeschichtlichen Interesse. Erst die jüngere Forschung hat erkannt, dass die ohnehin mühsame Rekonstruktion der normativen Entwicklung für die Erforschung des Gesamtphänomens der deutschen Universität nur dann fruchtbar gemacht werden kann, wenn die Normen auch mit der Praxis konfrontiert werden. Diese Einsicht verlangt nach einem modernen Editionskonzept, welches nicht allein die Statuten der Universität in den Fokus stellt, sondern den Versuch unternimmt, das gesamte Ordnungs- und Normengefüge einer deutschen Universität vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches darzustellen. Dazu müssen neben den General- und Fakultätsstatuten der Universität auch Visitationsrezesse, Edikte und Reskripte, Ordnungen und Consuetudines berücksichtigt und ins Verhältnis zueinander gesetzt werden. Erst so werden Praktiken und Strategien der Normenfindung und Normsetzung in und für die Universität im Spannungsfeld von akademischer Autonomie und herrschaftlicher Kontrolle sichtbar. Divergierende Normvorstellungen treten so in den Blick und spiegeln ihrerseits die Entwicklung bildungspolitischer Konzepte, institutioneller, sozialgeschichtlicher und wirtschaftsgeschichtlicher Rahmenbedingungen der Wissenschaftsentwicklung. Das geplante Projekt setzt sich zum Ziel unter Beachtung des skizzierten Konzeptes eine Edition der normativen Quellen zur Geschichte der Universität Greifswald (1456-1806) auf breiter archivalischer Quellengrundlage vorzulegen. Das Projekt ist damit nicht nur für die Universität Greifswald von Interesse, sondern trägt Modellcharakter für die Aufarbeitung normativer Quellen anderer Universitäten. Die politische und geographische Randlage der Universität Greifswald, an der Peripherie des Alten Reiches, unter wechselnder deutscher, schwedischer und dänischer Verwaltung, stellt hinsichtlich der Quellenlage eine Herausforderung, im Hinblick auf die vergleichende Auswertung der Ergebnisse aber auch einen besonderen Reiz dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Dr. Dirk Alvermann (†)
 
 

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