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Erarbeitung eines annotierten Werkkatalogs (mit Kartenedition) des Kölner Kartographen, Instrumentenbauers und Verlegers Caspar Vopelius (1511-1561)

Antragsteller Dr. Peter H. Meurer (†)
Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 87528690
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der aus Medebach/Sauerland gebürtige Caspar Vopelius (1511-1561) lebte seit seiner Studienzeit ab 1526 in Köln. Im Hauptberuf war er Hersteller astronomischer Geräte, dann auch als Kartograph und Lehrmittelverleger. Zeitweilig und im Nebenamt war er etwa 15 Jahre Kosmographiedozent an der Kölner Artesfakultät. Ziel war die erstmalige Dokumentation und detaillierte Analyse des Gesamtwerkes. Das Material hierzu wurde aus zehn Ländern auf drei Kontinenten zusammengetragen. Eine neue Übersicht des Oeuvres beginnt mit dem Frühwerk: handgezeichnetes Globenpaar, mit innovativ kompilierten Globen des Himmels (erhalten) und der Erde (aus Sekundärüberlieferung erschließbar); 40 Sternbildkarten (innovativ überarbeitet nach Dürer/Stabius) für eine Hyginus-Ausgabe des Kölner Verlages Soter; 1536: erste Auflage eines gedruckten Globenpaares (29 cm; Holzschnitt, 12 Segmente), mit den ersten bekannten gedruckten Montagelemente (Skalen für Horizont- und Meridianringen). Anschließend hat sich Vopelius auf die Herstellung von astronomischen Instrumenten konzentriert: Es sind sechs Exemplare (datiert zwischen 1540 und 1557) eines multifunktionalen „Vopelius-Kompendiums“ aus Messing nachweisbar, einer Kombination von Sonnenuhr, Quadranten, Nocturnal und Aspectarium; – Von einer Vopelius-Armillarsphäre (11 cm; Messing) vor allem für Anwendung in der Astromedizin sind 14 weitgehend identische Exemplare mit Daten von 1541 bis 1557 nachweisbar. – In einer späten Ausgabe von 1561 liegt ein gedrucktes Astrolabiums vor, in einer komplexen modifizierten Form vor allem für astrologische Zwecke. Zweites Standbein des Unternehmens wurde kurz nach 1540 die Publikation selbst erarbeiteter Wandkarten in Holzschnitt. – Die Weltkarte (12 Bl., 1545 ff.; rekonstruierbar aus Nachdrucken) zeigt ein aus zahlreichen gedruckten Text- und Kartenquellen kompiliertes Weltbild, dessen Kernaussage (Amerika noch mit Asien verbunden) mit dem Hof Karls V. abgestimmt war. – Die Europa-Wandkarte (12 Bl., 1555, erhalten Spätauflage 1597, dazu fremde Kopien) ist ebenfalls eine Kompilation aus gedruckten Kartenquellen. – Die hochinnovative und oftmals kopierte Rheinlauf-Karte (5 Bl., erhalten Kölner usgaben von 1555 bis 1560) beruht in weiten Teilen auf Originalquellen. Weitere Produkte des Verlages Vopelius waren ein Schriftmusterbuch (48 Bl., Holzschnitt) seines Freundes Caspar Neffe (sechs Ausgaben von 1549 bis 1594 qua Exemplar nachgewiesen) und ein „Aderlassmann“ (verschollen). In einer neuen Gesamtsicht war Vopelius zunächst einer der führenden Instrumentenhersteller seiner Zeit mit einigen innovativen Erstleistungen. Speziell in der Kartographie markiert sein Werk den Höhepunkt und dann auch den Endpunkt der klassisch-traditionellen Richtung des Faches im deutschen Humanismus. Hier hat zur Weiterentwicklung die Kraft gefehlt. Am Rande seines Kartenoeuvres ist bereits der Übergang zur anschließend dominierenden niederländischen Schule erkennbar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Zwei Himmelskarten nach Dürer bei Johannes Noviomagus (Köln 1537). – In: Cartographica Helvetica 42, 2010, S. 39–53
    Peter H. Meurer, Elly Dekker und Renae Satterley
  • Die Reichsadler-Weltkarte des Petrus ab Aggere: Auf den Spuren einer frühen Ikone der politischen Kartographie. – In: Cartographica Helvetica 43, 2011, S. 29–41
    Peter H. Meurer
  • Musinus’ wandkaart van Europa, 1560. – In: Caert-Thresoor 30, 2011, S. 9–16
    Peter H. Meurer
 
 

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