Garteninitiativen. Stand und Perspektiven traditioneller und aktueller Gartenströmungen und ihre Bedeutung für die kommunale Freiraumplanung.
Final Report Abstract
In der Untersuchung ging es um die Aufarbeitung neuerer Tendenzen in der großstädtischen Pachtgartenversorgung. Zum einen wurden die aktuellen Entwicklungen im Kleingartenwesen analysiert, zum anderen das Auftauchen neuer Gartenformen wie z.B. von interkulturellen Gärten, Gemeinschaftsgärten und Selbsthilfegärten. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels (z.B. Pluralisierung der Lebensstile, Migration, Geburtenrückgang, Ökologiebewegung, Armut etc.) lassen sich in den letzten 10-20 Jahren erhebliche gartenkulturelle Veränderungen ausmachen. Im Kleingartenwesen ist vor allem der Generationswechsel von den geburtenstarken zu den geburtenschwachen Jahrgängen das zentrale Problem, der mancherorts bereits zu Wiederverpachtungsschwierigkeiten und Leerständen geführt hat (vor allem in ost- und norddeutschen Städten). In diesem Kontext hat sich z.B. der Anteil von Pächtern mit Migrationshintergrund deutlich erhöht. Dort, wo sich die Kleingartenvereine um Pächter bemühen müssen bzw. Leerstand droht, zeigen sich die Vereine durchaus flexibel und kreativ. So gibt es in manchen Kleingärten nun Schaugärten, Blindengärten, Seniorengärten, Tafelgärten. Parzellen werden an Kinderhorte oder Altenheime verpachtet. Dort, wo der Leerstand massiv ist, beginnt man, die konventionellen Kleingartenanlagen zu regelrechten Kleingartenparks umzugestalten. Der gartenkulturelle Wandel, das schließt die Ökologiebewegung mit ein, ist im Kleingartenwesen ein Stück weit angekommen. Zwar dominiert nach wie vor die ‚traditionelle’ Kleingartenkultur, aber man verschließt sich nicht mehr gänzlich neuen Strömungen und sei es nur der (Verpachtungs-) Not gehorchend. Außerhalb des Kleingartenwesens sind vielfältige neue Pachtgartenformen entstanden, die auch medial inzwischen für Aufmerksamkeit sorgen: Gemeinschaftsgärten, Interkulturelle Gärten, Selbsthilfegärten. Es sind Pachtgartenformen, die vom Einzelnen einerseits weniger Zeit, Arbeit, Verpflichtung, auch keine Dauerperspektive fordern, andererseits aber eine Art von ‚lockerer’ und ‚unverbindlicher’ Gemeinschaft ermöglichen jenseits von Kleinfamilie und Vereinsmeierei. Die Klientel ist höchst heterogen. Rein quantitativ gesehen fallen diese Gartenprojekte gegenüber dem Kleingartenwesen noch nicht ins Gewicht, aber sie sind ein guter Indikator für das, was von vielen gewünscht wird: eine ‚niedrigschwellige’ Art, sich gärtnerisch zu betätigen. Dieses Nachfragepotential ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Förderung der großstädtischen Gartenversorgung steht seit langem nicht mehr im Vordergrund der kommunalen Politik und Planung. Entsprechend reagiert man derzeit nur sehr zögerlich auf diese neuen Entwicklungen. Man sieht meist keinen konkreten Handlungsbedarf, zumal die Nachfrage nach Kleingärten zu stagnieren oder gar eher rückläufig zu sein scheint. Aber dort, wo Handlungsbedarf konkret besteht (massiver Kleingartenleerstand, Brachflächenproblematik, Stadtumbau, bürgerschaftliches Gartenengagement etc.) ist die Kommune meist bereit, eine aktivere Rolle zu übernehmen, aber von einer aktiven Gartenförderungspolitik ist man weit entfernt, ja, mancherorts schwindet gar der Widerstand gegenüber der Umwidmung von Pachtgartenland in Bauland.