Einflüsse der achaimenidischen Kultur in den Denkmälern der frühsarmatischen Zeit im südlichen Ural (5. - 4. Jh. v. Chr.)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Alle vorhandenen Grabkomplexe und Befunde der nomadischen Kultur des südlichen Uralvorlandes vom späten 6. bis in das 3. Jh. v. Chr. mit Objekten des achämenidischen Stils und achämenidisch beeinflussten lokalen Nachahmungen wurden katalogisiert. Objekte des achämenidischen Kreises aus Edelmetallen und Bronze, Stein, Glas und Fayence wurden ausführlich betrachtet, bestimmt, nach chronologischen Gruppen unterteilt und in einigen Fällen zur Produktion bestimmten Herstellungszentren hinzugerechnet. Die Untersuchung basierte auf formalen, stilistischen und technologischen Kriterien unter Verwendung unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Methoden (Metallographie, Spektralanalyse, Pb-und Sr-Isotopenanalyse usw.). Die durchgeführte Untersuchung ermöglichte die Fundkomplexe mit Objekten des achämenidischen Kreises in drei chronologischen Gruppen zu unterteilen. Im Allgemeinen beobachten wir zwei Höhepunkte des Eintreffens der Gegenstände des achämenidischen Kreises in den Gräbern der frühen Nomaden des südlichen Uralvorlandes: der erste tritt im Zeitraum von der ersten Hälfte bis in die Mitte des 5. Jhs. v. Chr. auf, der zweite in der erste Hälfte, vielleicht im ersten Viertel des 4. Jhs. v. Chr. Dabei wurden einige charakteristische Merkmale der Verbreitung solcher Objekte bei den Nomaden festgestellt, u.a. der „antiquarische“ Charakter einiger Funde. Nördlich der Grenzen des achämenidischen Staates können mehrere Regionen differenziert werden, die sich sowohl anhand der Konzentration der Objekte des achämenidischen Kreises als auch angesichts ihrer Kategorien unterscheiden. Die Verteilung der „Importobjekte“ des achämenidischen Kreises zeugt eindeutig davon, dass die wichtigste Rolle bezüglich der Beziehungen der Achämeniden mit der nomadischen Welt Eurasiens gerade den Nomaden des südlichen Uralvorlandes gehörte. Die Fundanalyse zeugt zugunsten einer vielfältigen Art von Kontakten. Die Importobjekte (Bronzegefäße, Parfümgefäße aus Glas, Steinperlen, kleinformatige Schmuckwaren) wurden offenbar über Karawanenrouten aus dem Süden über die Gebiete von Dachistan und Choresmien vertrieben. Die Prestigeobjekte: Edelmetallgefäße, ein Alabastron mit dem Namen des persischen Königs, massive goldene Halsreifen, Armringe sowie Prunkmöbel (der Hauptteil stammt aus den Gräbern „fürstlicher“ Kurgane in Filippovka) wurden höchstwahrscheinlich nicht in Folge von Handelskontakten erworben. Der Höhepunkt des Eintreffens der Prestigeobjekte in den Gräbern der Nomaden des südlichen Uralvorlandes fällt nicht früher als in die Wendezeit vom 5. zum 4. Jh. v. Chr. Offensichtlich können einige Funde der Objekte des achämenidischen Kreises, vor allem der Prestigeobjekte, als Bezahlung für den Wehrdienst, als Geschenke und Aufzeichnungen erklärt werden, die die Nomaden von den Achämeniden bekamen, andere waren eher Kriegsbeute. Auch die Möglichkeit des Eintreffens einiger Objekte in Folge interethnischer Ehen kann nicht ausgeschlossen werden. Die im Laufe des Projektes durchgearbeitete Methodik der Katalogisierung und Untersuchung der Importobjekte innerhalb der nomadischen materiellen Kultur kann in Zukunft bei anderen Untersuchungen dieser Art verwendet werden, z. B. bei der Vorbereitung des Korpus von Importobjekten aus den skythischen Kurganen des nördlichen Schwarzmeergebietes. Es besteht die Möglichkeit in Rahmen eines nachfolgenden Projektes die wichtigste Nekropole mit achämenidischen Objekten im südlichen Uralvorlandes (Filippovka) zu untersuchen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse zusammen mit den Funden aus früheren Ausgrabungen in Filippovka und den Umgebungen, die in verschieden Museen Russlands und Kasachstans aufbewahrt werden, in einer Ausstellung in Deutschland zu präsentieren. Die von uns untersuchten Funde aus Westkasachstan werden im Dezember 2012 zum Teil im Rahmen einer Ausstellung „Aus dem Herzen Eurasiens – Schätze des alten Kasachstan“ im Deutschen Bergbau-Museum (Bochum) präsentiert – im Ausstellungskatalog erscheint ein Aufsatz, der die Ergebnisse unseres Projektes darstellt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Silver phialai from the Prokhorovka Burial-Mound No. 1. Ancient Civilizations from Scythia to Siberia 15 (2009), 95–135
M. Treister
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The Technique of Gold Inlaid Decoration on the 5th–4th Century BC Silver and Iron Finds from the Early Sarmatian Barrows of Filippovka, Southern Urals, in: M.F. Guerra/T. Rehren (Hrsg.), Authentication and Analysis of Goldwork. ArcheoSciences. Revue d’Archéometrie 33, 2009, 211–220
M.S. Shemakhanskaya/M. Yu. Treister/L.T. Yablonsky
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Alabastr iz mramornogo oniksa iz Prochorowki [Marmoronyx-Alabastron aus Prochorowka], Nižnevolžskij archeologicheskij vestnik 11 (2010), 27–52 (auf Russisch mit Kurzfassung auf Englisch)
O. V. Anikeeva/M. Ju. Treister/L. T. Yablonsky
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‘Achaemenid’ and ‘Achaemenid-inspired’ Gold- and Silverware, Jewellery and Arms and their Imitations to the North of the Achaemenid Empire, in: J. Nieling/E. Rehm (Hrsg.), Achaemenid Impact in the Black Sea. Communication of Powers (Black Sea Studies, 11) (Aarhus 2010) 223–279
M. Treister
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The Mirrors of the Early Nomads of South Urals: a Complex Archaeotechnological study, in: A. Hauptmann/D. Modarressi-Tehrani/ M. Prange (Hrsg.), International Conference „Archaeometallurgy in Europe III“. Deutsches Bergbau- Museum, Bochum. June 29th – July 1st, 2011 Abstracts (Metalla, Sonderheft 4) (Bochum 2011) 221–223
I.G. Ravich/M. Treister
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Einflüsse der achämenidischen Kultur im südlichen Uralvorland (Ancient Toreutics and Jewellery in Eastern Europe, 5). In 2 Bde. Auf Russisch (Moskau: TAUS Verlag, 2012). – 1140 S. mit 555 Bildtaf. ISBN 978-5-903011-85- 8 (Bd. 1), 978-5-903011-89-6 (Bd. 2)
M. Treister/L.Yablonsky