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'Orsten'-Fossilien

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 108605319
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projektes wurden mehr als 800 Exemplare von Fossilien des 'Orsten' von Schweden, insbesondere nicht-arthropodige, aber Einzelstücke, die den Arthropoda zuzurechnen sind, mittels Rasterelektronenmikroskopie untersucht. Dazu gehören z. B. isolierte Komplexaugen und Beinteile, die im Kontext mit anderen Arthropodenfossilien aus dem 'Orsten' bzw. allgemein bewertet wurden. Daraus ergaben sich wichtige neue Erkenntnisse zu den visuellen Eigenschaften der Komplexaugen der mm großen Formen, die häufig von Jugendstadien im Material repräsentiert werden. Die faunale Verbindung zwischen dem Burgess Shale und dem 'Orsten' konnte über ein Fragment eines marrellomorphen Euarthropoden, ergänzt werden. Der größte Anteil des neu untersuchten, bisher nicht beschriebenen Materials gehört systematisch nicht zu den Arthropoda. Damit kann der verzerrte Eindruck, der 'Orsten' würde im Wesentlichen Krebse enthalten, entkräftet werden. Dieses nicht-arthropodige Material enthält unter anderem Schwammnadeln, morphologisch in fünf Kategorien zu sortieren. Kriterien dazu sind die Zahl der Strahlen und der Vergleich der Strahlen untereinander. So ist z. B. bei einigen Spicula ein Strahl besonders aufgetrieben, und die weiteren beinahe unkenntlich, also eine von einem symmetrischen, regulären Spiculum stark abweichender Typ, der auch aus anderen Fundstellen bekannt ist. Die Existenz von Schwämmen deutet darauf hin, dass der Meeresboden zur Lebenszeit der Organismen zumindest örtlich doch fester gewesen sein muss als bis dato angenommen, so dass auch Lebensraum für sessile Formen gegeben war, auch hier eine wesentliche Veränderung zum bisherigen Wissen. Ungefähr 70 Exemplare von fädigen Strukturen wurden gefunden, die als Cyanobakterien gedeutet werden. Diese Interpretation ergibt sich aus dem annulierten Aufbau der fädigen Fossilien, die den zellulären Fäden mehrzelliger Cyanobakterien entsprechen. Die Exemplare bestehen z. T. aus mehreren fädigen Einzelindividuen , so dass insgesamt mehr als 400 Einzelfäden vorlagen. Diese lassen sich größenmäßig in 3–4 Klassen einteilen, abhängig vom Durchmesser der Fäden und der Einzelgröße der Zellen. Das Cyanobakterien-Material ist auf die jüngste Zone der Serie 3 des Kambrium beschränkt, fehlt also in allen jüngeren Proben, also solchen des Furongium, der jüngsten und als einzige benamten Serie des neu stratigrafisch bewerteten Kambriums. Das Auftreten der Cyanobakterien stützt Vermutungen über weitreichende Änderungen des ursprünglichen Lebensraumes am Ende der Serie 3 (früher als unterstes Oberkambrium verstanden), die auch schon durch die Arthropodenfauna und andere Befunde angedeutet wird. Ursache oder Details dieser Änderungen sind zwar nicht bekannt, Diskussionen dazu erhalten aber durch die Cyanobakterienfunde neue Aspekte, die in der Zukunft mit berücksichtigt werden müssen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2012. Exceptionally well-preserved isolated eyes from late Cambrian ‘Orsten’ faunal assemblages of Sweden. Palaeontology 55(3), 553-566
    Castellani, C., Haug, J.T., Haug, C., Maas, A., Schoenemann, B. & Waloszek, D.
  • 2012. The Sophisticated Visual System of a Tiny Cambrian Crustacean – Analysis of a Stalked Fossil Compound Eye. Proceedings of the Royal Society London B, Biological Sciences 279(1732), 1335-1340
    Schoenemann, B., Castellani, C., Clarkson, E.N.K., Haug, J.T. Maas, A., Haug, C. & Waloszek, D.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1098/rspb.2011.1888)
 
 

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