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Die zeitgenössischen Kommentare zu Goyas Caprichos - Edition, Übersetzung, Deutung

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 108830524
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Eines der bedeutendsten Werke des spanischen Malers Francisco de Goya (1746-1828) sind ohne Zweifel die 1799 erschienenen "Caprichos", 80 Radierungen mit sozialkritischen Themen. Viele der Radierungen sind so vielschichtig, dass sich bereits Goyas Zeitgenossen veranlasst sahen, handschriftliche Kommentare mit Deutungen zu schreiben. Die einzelnen Kommentierungen, die durch ihren aphoristischen Charakter oder ihre narrative Ausgestaltung beeindrucken, treten mit den jeweiligen "Caprichos" in eine spannungsreiche Bild-Text-Relation. Erst die systematische Erfassung, kritische Edition, Übersetzung und Analyse aller Kommentierungen machte es möglich, sowohl die Vielzahl an komplexen Lesarten der Radierungen als auch die Genese der handschriftlichen Kommentare herauszuarbeiten. So hat sich unter anderem überraschenderweise ergeben, dass nicht Goya selbst den ersten Kommentar als Deutungsschlüssel zu seinen "Caprichos" verfasst hat, sondern dass er sich nach der Veröffentlichung eines politisch brisanten Kommentars dazu gezwungen sah, mit Hilfe seiner Freunde einen eigenen Kommentar als Gegendarstellung und Replik zu entwerfen und zu verbreiten, um seinen Ruf als königlicher Hofmaler zu wahren. Während die handschriftlichen Kommentare von einer regen zeitgenössischen Rezeption der "Caprichos" zeugen, spiegeln die typographischen Kommentare die Rezeption dieser Texte im Laufe des 19. Jahrhunderts auch außerhalb von Spanien wider. Die Studie bereichert damit nicht nur maßgeblich die Goya-Forschung, indem die Kommentare als Diskussionsforum für die in den "Caprichos" enthaltenen aufklärerischen Botschaften vorgestellt werden, sondern ist auch kulturgeschichtlich relevant, lässt sich doch anhand der Genese und Rezeptionsgeschichte der Bild-Text-Relation ein differenziertes Bild des spanischen Kunstbetriebs nach 1799 nachzeichnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Lo grotesco como programa de la Ilustración en el Capricho 4 de Francisco de Goya“, in: Acta/Artis. Estudis d’Art Modern 2 (2014), S. 69-95
    Helmut C. Jacobs
  • „Los comentarios manuscritos del siglo XIX a los Caprichos: ¿Desvíos o clave de interpretación del sentido oculto de los grabados?“, in: Goya y su contexto. Seminario internacional celebrado en la Institución «Fernando el Católico» ... 28 y 29 de octubre de 2011. Zaragoza: Institución «Fernando el Católico» 2014, S. 155-175
    Helmut C. Jacobs
  • „Bild & Text als Reflexionsraum. Französische und spanische Kommentierungen des 19. Jahrhunderts zu Francisco de Goyas Capricho 80 (Ya es hora)“, in: Ottmar Ette/Gesine Müller (Hg.): Visualisierung, Visibilisierung und Verschriftlichung. Berlin: edition tranvía/Verlag Walter Frey 2015 (= POINTE. Potsdamer inter- und transkulturelle Texte, 13), S. 107-146
    Helmut C. Jacobs
  • Die Groteske als aufklärerisches Programm in Francisco de Goyas Capricho 4. In: Jörg Türschmann/Matthias Hausmann(Hrsg.),Grotesken in Spanien und Lateinamerika. Wien: Vienna University Press 2016, pp. 39-88.
    Helmut C. Jacobs
  • Die handschriftlichen Kommentare zu Goyas ‹Caprichos› – Edition, Übersetzung, Deutung. 4 Bde, 2017, 678, 632, 714, 2024 Seiten.
    Helmut C. Jacobs, Mark Klingenberger, Nina Preyer
  • Ocio y ociosidad en los Caprichos de Goya. In: Andreas Gelz/Robert Fajen (Hg.): Ozio e oziosità nel Settecento italiano e spagnolo/Ocio y ociosidad en el siglo XVIII español e italiano. Frankfurt am Main: Klostermann (= Analecta Romanica, 87), 2017, pp. 315-344.
    Helmut C. Jacobs
 
 

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