Neuronale Aktivierung durch positiv valente Stimuli: Die Rolle des serotonergen Systems
Final Report Abstract
Das serotonerge Neurotransmittersystem (5-HT) ist im Laufe der letzten Jahre in fast unüberschaubarem Maße mit Emotionalität, Emotionsverarbeitung und affektiver Reaktivität in Verbindung gebracht worden. Während die meisten Arbeiten mit Blick auf den Bereich der Psychopathologie primär negative Emotionen (z.B. Angst, Ärger, Trauer etc.) im Fokus des Interesses hatten, häufen sich Arbeiten, die ebenfalls die Rolle des 5-HT-Systems bei positiven Emotionen beleuchten. Klassische Untersuchungsansätze bei gesunden Probanden sind z.B. die Durchführung sogenannter neuroendokriner Challenge-Tests (Gabe hoch selektiver serotonerger Substanzen und Untersuchung der interinvididuell unterschiedlichen Reaktion/Ansprechbarkeit) oder auch molekulargenetische Ansätze, die vorzugsweise funktionelle Genvariationen wie z.B. einen Polymorphismus des Serotonin- Transporter regulierenden Gens (5-HTTLPR) oder auch einen solchen der Tryptophanhydroxlase (TPH2) heranziehen. Im hier durchgeführten Projekt wurde die seltene Kombination dieser Herangehensweisen vollzogen und mit hirnphysiologischen Reaktionen (evozierte Potentiale des EEG) auf positiv valente Wörter bei insgesamt 72 gesunden männlichen Probanden untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass homozygote Träger des kurzen Allels des 5-HTTLPR (ss) tatsächlich höhere Werte in der dispositionellen positiven Emotionalität aufweisen. Damit liegen erneut Hinweise vor, dass Serotonin unabhängig von der Valenz entsprechender Reize eine Modulatorfunktion wahrnimmt, bzw. Reaktivität ganz allgemein abbildet. TPH2 und auch die Interaktion beider genetischen Marker erbrachten keine weitere Varianzaufklärung. Zusätzlich kann gezeigt werden, dass bei Personen mit ss-Genotyp des 5-HTTLPR ein klarer Zusammenhang zwischen akuter serotonerger Stimulierbarkeit (mittels Challengetest) und habituell positiver Emotionalität auftritt, der bei anderer genetischer Konstellation ausbleibt. Im EEG fällt auf, dass positive valente Reize bei frühen Potentialen (EPN) durchaus verglichen mit neutralen zu deutlichen Negativierungen führen, wobei Wörter aus der Kategorie "Lust" die stärksten Effekte aufweisen. Später auftretende Potentiale (LPP) sprechen auf alle Emotionskategorien an. Eine Modulation dieser Reaktionen in Abhängigkeit von genetischen Faktoren oder auch der akuten Ansprechbarkeit auf Citalopram konnte entgegen der Erwartungen jedoch nicht gezeigt werden. Die Ergebnisse sind hinsichtlich der Rolle des serotonergen Systems auf habituelle positive Emotionalität durchaus hypothesenkonform. Geringe Effekte in den EEG-Maßen könnten mit der starken Varianzeinschränkung verbunden sein, die die Untersuchung gesunder junger Männer einbringt. Ferner ergeben Folgeuntersuchungen Hinweise darauf, dass die Cortisolantwort innerhalb eines neuroendokrinen Challengeparadigmas wahrscheinlich weniger stabil ist als lange angenommen wurde. So liegen aus diesem Datensatz klare Hinweise vor, dass rezente Lebensereignisse (positiv wie negativ) mit der Reaktivität auf den Challenge-Test assoziiert sind, was die Brauchbarkeit des neuroendokrinen Challenge-Test als Trait-Marker empfindlich relativiert.
Publications
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(2012). 5- HTTLPR S-allele: a genetic plasticity factor regarding the effects of life events on personality? Genes Brain and Behavior, 11(6), 643-650
Kuepper, Y., Wielpuetz, C., Alexander, N., Mueller, E., Grant, P., & Hennig, J.
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(2013). Acute responsivity of the serotonergic system to S-citalopram and positive emotionality - the moderating role of the 5-HTTLPR. Frontiers in Human Neuroscience, 7, 1-10
Wielpuetz, C., Kuepper, Y., Grant, P., Munk, A. J. L., & Hennig, J.