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Predigt im Kontext: Funktion und Funktionalitätswandel von Predigttexten im Spätmittelalter

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2009 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 116203305
 
Gegenstand und Zielsetzung. Die mittelalterliche Predigt ist für die Lebensform der Religiosen von zentraler Bedeutung: Sie dient der inneren Formung der Klostergemeinschaft, wirkt nach außen als Werbung für die eigene Lebensweise und wird zur Verbreitung politischer Ziele eingesetzt. Das beantragte Projekt soll Funktionen und Funktionalitätswandel eines breiten Bestandes mittelalterlicher Predigten durch eine eingehende Analyse ihrer schriftlichen Überlieferungs- und Verbreitungsformen ermitteln (460 Handschriften mit Predigten der Dominikanerprediger Meister Eckhart und Johannes Tauler). Die empirischen Ergebnisse dieser Analyse werden in einer sukzessive wachsenden, von Anfang an öffentlich zugänglichen und online durchsuchbaren Datenbank publiziert; die auf diesem Material basierenden Darstellungs- und Katalogbände, die nach zweieinhalb, vier und fünfeinhalb Jahren fertiggestellt sein sollen, werden tragfähige Aussagen zum Funktionswandel der Predigt und der Predigtüberlieferung, zu Trägern und Verbreitungskreisen spezifisch standesgeprägten Wissens sowie zu Verschiebungen der Inhalte innerhalb des Gattungstyps geistliche Literatur bieten.Methode. Die Konzentration auf die konkreten mittelalterlichen Datenträger - die Handschriften und deren Beschaffenheit - und die vielfältigen Funktionsverflechtungen der Gattung Predigt versteht sich als methodische Alternative zur bislang üblichen autororientierten Edition und Analyse einzelner Prediger bzw. Predigerkorpora. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Predigtüberlieferung im Regelfall gerade nicht in Form von Autorkorpora erfolgt, sondern mittels thematisch (Heiligenpredigt) oder in Grundzügen liturgisch (Kirchenjahrabfolge) organisierter Handschriften; andererseits werden im Spätmittelalter Predigten unterschiedlicher Provenienz wieder in Handschriften organisiert, die eine konkrete Autorzuweisung enthalten. Daher ist es kein Widerspruch, den Untersuchungsgegenstand dieses überlieferungsbezogenen Projektes mit Hilfe zweier Autorennamen zu bestimmen (Meister Eckhart und Johannes Tauler): Dies ist nicht nur aus pragmatischen Gründen sinnvoll, vielmehr sind gerade dadurch wichtige Befunde zur Klärung des komplexen Verhältnisses von Überlieferung und Autorschaft zu erwarten. Der Projektbereich A „Überlieferungskontexte der Eckhart-Predigten“ (Bearbeiter: Dr. Albrecht Hausmann) wird sich den mittelalterlichen Handschriften widmen, in denen Predigten Meister Eckharts überliefert sind (Predigten, die im Mittelalter Meister Eckhart zugeschrieben wurden und/oder als deren Autor er in der Forschung gilt; die Predigt muss als solche gattungsmäßig noch erkennbar sein - nicht gemeint sind reine Mosaiktraktate oder Zitatsammlungen). An diesem Korpus soll untersucht werden, wie die Rezipienten von Eckharts Predigten in der Weitergabe seiner Texte verfahren. Eckhart selbst hat sein Predigtwerk nie systematisch zusammengestellt und damit auch nicht für eine Benutzung vereinheitlicht. Daher können Aufschlüsse darüber erwartet werden, wie die Redaktoren und Bearbeiter die unterschiedlichen Adressatenebenen und die differierenden Darstellungsformen verschiedener Predigtanlässe in redigierender Neukombination durch Auswahl und Textassimilation auszugleichen suchten.Der Projektbereich B „Tauler-Predigten“ (Bearbeiter: Antragsteller) wird den Ansatz des Projektbereichs A komplettieren, indem er jene Handschriften analysiert, in denen Predigten von Johannes Tauler überliefert sind. Tauler, der in der Generation nach Eckhart ein von diesem beeinflusstes, aber bewusst anders intendiertes Predigtkorpus vorlegt und zudem wohl noch zu Lebzeiten an Zusammenstellungen seiner Predigten beteiligt ist, hinterlässt eine Sammlung ohne gelehrten Hintergrund. Es ist zu prüfen, wie sich die unterschiedliche Ausgangssituation im Funktionsgeflecht der spätmittelalterlichen Textsammlungen spiegelt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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