Mobilität, Translokalität und Handel: imaginative Geographien der Swahili
Zusammenfassung der Projektergebnisse
„Translokalität“ ist in den letzten Jahren zu einem Schlüsselkonzept der Sozial- und Geisteswissenschaften geworden. Aufgrund seines expliziten Bezugs zur Lokalität – und gleichzeitig deren Transzendenz – wurde der Begriff vor allem von Geographen aufgegriffen, die sich mit den Auswirkungen der weltweit zunehmenden Mobilität von Menschen, Objekten und Ideen auf zentrale geographische Konzepte wie Ort und Raum auseinandersetzen. Vor allem im Zusammenhang mit dem interdisziplinären Feld der Mobilitätsforschung, das in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnenen hat, wird aktuell versucht, den Begriff der Translokalität auf unterschiedliche Arten für die Forschung fruchtbar zu machen. Indem sich dieses Forschungsprojekt bereits früh mit dem Begriff der Translokalität auseinandergesetzt hat, war es möglich, einen entscheidenden Beitrag zu dieser Debatte zu leisten und im Feld auch international rezipiert zu werden. Dies gilt auch für die Diskussion um mobile Methoden. Basierend auf mobiler, ethnographischer Forschung an der ostafrikanischen Küste, in Dubai, Oman und Jakarta, bestand das zentrale Interesse dieses Forschungsprojekts darin, zu verstehen, wie Translokalität tatsächlich gelebt und erfahren wird. Dabei wurden aktuelle theoretische Debatten zu Translokalität und dem Verhältnis von Mobilität und Raum mit ethnographischem Material aus dem Swahili-Kontext in einen Zusammenhang gebracht. Durch einen Fokus auf translokale Handelspraktiken zwischen Swahili an unterschiedlichen Orten stand dabei insbesondere die Beziehung zwischen Kultur und Ökonomie innerhalb des Handels im Vordergrund, sowie dessen materielle und immaterielle Auswirkungen auf Konstruktionen von Ort und Raum. Insgesamt zeigt das Projekt, wie es erst in der Verbindung von Empirie und Theorie, durch die Verankerung der theoretischen Diskussionen zu Translokalität in tatsächlichen Erfahrungen von tatsächlichen Menschen möglich wird, der komplexen und vielschichtigen Mobilität von Menschen, Dingen und Ideen und ihren räumlichen Auswirkungen angemessen Rechnung zu tragen. Indem es danach gefragt hat, was Translokalität für diejenigen bedeutet, die sie tatsächlich leben, stellt dieses Projekt daher einen empirisch begründeten Beitrag zu aktuellen theoretischen Reflektionen sowohl über das Verhältnis von Ökonomie und Kultur, als auch zu der Beziehung zwischen Mobilität und Raum dar.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010): A mobile phone: mobility, materiality and everyday Swahili trading practices. In: cultural geographies 17, 3, 341-357
Pfaff, J.
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(2012) Ethnographie und ihre Folgen für die Kulturgeographie: eine Kritik des Netzwerkkonzepts in Studien zu translokaler Mobilität, in: Geographica Helvetica 67, 185-194
Verne, J.
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(2012): Living Translocality: Space, Culture and Economy in Contemporary Swahili Trade, Franz Steiner Verlag (Erdkundliches Wissen): Stuttgart
Verne, J.
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(2012): “Le terrain, c’est moi?” Reflections on the emergence of the field in translocal network research, in: Les Annales de Geographie 687-688, 561- 582
Verne, J.
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(2013) “We are part of Zanzibar” – Translocal practices and imaginative geographies in contemporary Oman-Zanzibar relations, in: Wippel, S. (ed.) Regionalising Oman, Springer Science: Dordrecht, Netherlands, 75-89
Verne, J. und Müller-Mahn, D.
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Contemporary Geographies of Zanzibari Fashion: Indian Ocean Trade Journeys in the Run- Up to Ramadhan Festivities. In: Machado P., Fee S., Campbell G. (eds) Textile Trades, Consumer Cultures, and the Material Worlds of the Indian Ocean. Palgrave Series in Indian Ocean World Studies. Palgrave Macmillan, Cham, 2018. - 978-3-319-58264-1. S. 359-383
Verne, J.