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Patienten, Öffentlichkeit und die Medizin in Westdeutschland, 1945-1970
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Livia Prüll
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 121713595
Das Projekt untersucht die gesellschaftliche Verankerung der naturwissenschaftlichen Medizin in Westdeutschland zwischen 1945 und 1970 auf drei wichtigen Ebenen. Erstens geht es um die Präsentation und Diskussion der Medizin in der medialen Öffentlichkeit; zweitens um die Präsentation der Medizin gegenüber den Patienten und drittens um die Auseinandersetzung der Medizin mit ihrer Tradition und mit der neuen Demokratie. Die Untersuchung basiert dementsprechend auf drei Fallstudien, die sich alle um „Aushandlungsprozesse“ drehen: Ein erstes Teilprojekt untersucht die Präsentation der Medizin in den Journalen „Der Spiegel“ und „Der Stern“ als zwei der wichtigsten Nachkriegsprintmedien. Ein zweites Teilprojekt erarbeitet vor diesem Hintergrund das Arzt-Patient-Verhältnis und die Aushandlung von medizinischen Maßnahmen am Beispiel des „Deutschen Diabetikerbundes“ als einer der ersten Patientenselbsthilfegruppen, um die Medienanalyse des ersten Teilprojektes mit dem Arzt-Patient-Dialog über Diabetes als einer zeitgenössischen „Gesellschaftskrankheit“ zu korrelieren. Im dritten Teilprojekt geht es um den Umgang der Behandler mit demokratischen Spielregeln in der Patientenbehandlung und der Bewältigung undemokratischer Traditionsstränge, wenn der Umgang der Ärzte mit den Soldaten als Patienten bei der Bundeswehr untersucht wird. Mit diesen aufeinander bezogenen Analysen zur „Aushandlung“ der westdeutschen Medizin lassen sich wichtige Problembereiche der Etablierung der Medizin in Westdeutschland erarbeiten. Dieses kulturhistorische Projekt behandelt damit auch ein Desiderat der Forschung und leistet seinen Beitrag zu einer Standortbestimmung der heutigen Medizin vor dem Hintergrund rezenter Debatten über die Ausrichtung der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen