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Deutsche Ethnologie 1920-1970: Kontinuität und Wandel einer Wissenschaft im internationalen Kontext

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12652280
 
Die ,Völkerkunde' (Ethnologie) wurde in Deutschland etwa um die 1920er Jahre zureigenständigen akademischen Disziplin, womit sie aus dem Schatten der NachbarwissenschaftAnthropologie herauszutreten begann. In der Folgezeit entwickelt die vielerorts vonüberzeugten Radikalnationalisten getragene Wissenschaft eine unterschiedlich ausgeprägte,aber unübersehbare Nähe zur nationalsozialistischen Herrschaftspraxis: so z.B. imZusammenhang mit den bis 1942 betriebenen Plänen zur ,kolonialen Erneuerung' auf demafrikanischen Kontinent, oder mit Forschungen zu ,Umvolkung und Assimilation' inOsteuropa. Der Neuanfang der Ethnologie nach 1945 steht dabei unter dem Vorzeichen einerungebrochenen personellen Kontinuität, die bis in die 1960er Jahre hinein anhält. Ziel desForschungsvorhabens ist es, Kontinuität und Wandel in der ethnologischen Wissenschaftzwischen 1920 und 1970 - insbesondere nach 1945 - herauszuarbeiten. Im Mittelpunkt stehtdabei das Werk der drei , Größen' der deutschen Nachkriegsethnologie - W.E. Mühlmann, H.Baumann und A.E. Jensen -, die alle bereits vor 1945 wissenschaftlich herausragend aktivwaren. Kernfrage dabei ist, inwieweit die veränderten politischen Rahmenbedingungen derentstehenden Bundesrepublik auch Veränderungen innerhalb der (deutschsprachigen)Ethnologie evoziert haben. D.h. inwieweit wurden tradierte Denkfiguren weitergeführt odermodifiziert, wie wirkte sich die politische Zäsur von 1945 auf das Verhältnis zumForschungsobjekt der ,fremden Völker' aus, entwickelten sich für die Beteiligten andereOptionen als in den Jahren zuvor? Durch einen Vergleich mit den Hauptströmungen der USamerikanischenund britischen ,cultural' bzw. ,social anthropology' soll dabei die Frageerörtert werden, inwieweit die deutsche Ethnologie, die sich selbst nach 1945 innerhalb derinternationalen Forschergemeinde als »isoliert' ansah, einen ,Sonderweg' gegangen war, woriner evtl. bestanden hatte und ob und wie der gewünschte ,Anschluss' an das internationaleForschungsniveau erreicht werden konnte." Entsprechend dem hier kurz skizzierten Fokuswaren Zeit- und Arbeitsplan des Projekts ausgerichtet: Neben den Hauptwerken der genantenWissenschaftler sowie ihren Nachlässen sollen deren Arbeiten durch die Auswertung derwichtigsten Fachzeitschriften in ihr Umfeld eingebettet werden; die Durchsicht dervorhandenen Forschungsliteratur zu den wichtigsten Strömungen, insbesondere deranglophonen Anthropology - für die bis heute die „Ethnologie" als eigenständiges Fach nichtexistiert, sondern als „cultural anthropology" einen Unterzweig darstellt - soll dabei zu einemVerständnis der Hintergründe und Ursachen der auseinander laufenden internationalenEntwicklung fuhren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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