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Voraussetzungen, Struktur und Folgen von Siedlung und Landnutzung zur Zeit der Trichterbecher- und Einzelgrabkultur in Nordwestdeutschland (TBK Nordwestdeutschland)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 128716243
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projektes zur Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland konnten neue Ergebnisse zur Siedlungsweise und Landschaftsgeschichte im Früh- und Mittelneolithikum herausgestellt werden. Grundsätzlich zeigte sich sowohl in den botanischen als auch in den archäologischen Ergebnissen, dass die Besiedlung der Trichterbecherkultur bzw. die ersten Einflüsse durch neolithische Gesellschaften schon etwas früher einsetzten als bisher vermutet wurde. Durch die Modellierung von neugewonnenen und aus der Literatur bekannten 14C-Daten konnten die Längen der einzelnen Horizonte nach Brindley neu angepasst werden. Diese Analysen deuten darauf hin, dass der Beginn etwa 50 - 110 Jahre früher anzusetzen ist als bisher vermutet. Eine damit verbundene intensivere Landnutzung lässt sich auch in den Pollenprofilen zwischen 3500 und 3400 cal BC feststellen. Zur Landschaft im Neolithikum ist festzustellen, dass diese durch einen Eichenmischwald geprägt war. In unterschiedlichen Phasen wurde dieser immer wieder aufgelichtet und die Artenzusammensetzung veränderte sich in diesem Zusammenhang. Der Vergleich der einzelnen Regionen sowie regionaler und lokaler Pollenprofile zeigte, dass man sich die Landschaft als mosaikartiges Muster von aufgelichteten und dicht bewaldeten Bereichen vorstellen muss. Im sehr lokalen Bereich war die Vegetation stark gestört und es vollzogen sich signifikante Artenwechsel. Regional konnte das Ökosystem Wald jedoch wiederholt in den alten Zustand zurückfinden. Nachweise für die in älteren Studien postulierte Laubfutter Wirtschaft und die spätere Landnahmphase konnten nicht gefunden werden, denkbar sind in den ersten Phasen des Neolithikum eher Waldweidewirtschaft die durch Laubfutterwirtschaft und kleinräumigen Ackerbau ergänzt wird. Im Bereich der Siedlungen der Trichterbecherkultur konnten keine direkten Hinweise auf Ackerbau festgestellt werden. Insgesamt ließen sich elf Fundplätze in der Westgruppe aufzeigen, auf denen Hausgrundrisse dokumentiert wurden. Dabei handelt es sich um Gebäude mit Wandgräbchen, solche in klassischer Pfostenbauweise und Sonderbauten. Bei Letzteren handelt es sich um ein mögliches Speichergebäude in Lavenstedt und zwei Gebäude mit sakraler Funktion in Flögeln und Hainmühlen. Die Gebäude in Pfostenbauweise lassen sich sehr gut mit den gleichzeitigen Gebäuden in der Nordgruppe vergleichen. Die Gebäude mit Wandgräbchen, bei denen sich wiederkehrende innere Strukturen nachweisen ließen, haben ihre größten Parallelen jedoch auf den britischen Inseln. Neben diesen neuen Informationen zu den Baubefunden der Trichterbecherkultur, konnte durch die Untersuchungen des Fundmateriales erstmals Aktivitätszonen innerhalb von Siedlung festgestellt werden. Dabei konnten verschiedene Bereiche herausgestellt werden in den unterschiedliche Werkzeuge genutzt wurden. Neben den Fundverteilungen konnte aber auch durch Befunde, wie einen Brunnen Aktivitäten nachgewiesen werden. Eine Schwierigkeit die sich bei der Untersuchung der Siedlung zeigte, sind die Auffindungsbedingungen. Im Gegensatz zu der großen Anzahl an Megalithgräbern, sind nur wenige Siedlungen bekannt. Dies hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Zum einen deutet sich an, dass in vielen Fällen die Befunde durch bodenbildende Prozesse überprägt worden sind. Eine Abdeckung mit Sediment sorgte bei einigen der erhaltenen Fundstellen für einen Schutz vor diesen Prozessen. Die Akkumulation von Boden auf den Siedlungsbereichen ist zum einen durch Erosion, die durch prähistorischen Ackerbau bedingt ist, zum anderen durch mittelalterlichen anthropogenen Auftrag, wie den in Nordwestdeutschland häufig zu findenden Esch bedingt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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