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Atoll-Lagunen als Archive von Umweltveränderungen: Tsunami-Ablagerungen, Riff- und Insel-Entwicklung und Meeresspiegel in den Malediven, Indischer Ozean
Antragsteller
Professor Dr. Eberhard Gischler
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 129863134
Die Malediven sind wie viele andere Insel-Nationen im Indo-Pazifik vom Anstieg des relativen Meeresspiegels bedroht, der Folge der globalen Erwärmung ist. Eine weitere Bedrohung sind Tsunamis, die zur zeitweisen Überflutung von Riff-Inseln führen können. Ziel dieses Projektes ist es, diese wichtigen Fragestellungen zu untersuchen. Während einer Forschungsreise in die Malediven haben wir 39 Sedimentkerne mit Hilfe eines Rossfelder Vibrationskern-Systems in der Lagune des Rasdhoo Atolls entnommen (Kernlänge 93 m). Zwölf dieser Kerne werden sedimentologisch, mineralogisch, paläökologisch und chronologisch untersucht. Die Studie hat drei Ziele, die sowohl geowissenschaftliche als auch sozio-ökonomische Bedeutung hat. (1) Das Kernmaterial erlaubt es, die Reaktion flach liegender Landgebiete auf den Antsieg des postglazialen Meeresspiegels, der pleistozäne Kalkstein-Inseln in Sümpfe, Brackwasserseen, Lagunen mit eingeschränkter Zirkulation und offene Atoll-Lagunen verwandelt hat. Zusammen mit existierenden Daten der Entwicklung der Randriffe von Rasdhoo kann diese Studie ein umfassendes Bild der postglazialen Riff- und Insel-Entwicklung in den Malediven geben. Lagunen-Sedimente beginnen mit Böden, die von Mangroven-Torf überlagert sind, welcher die erste marine Überflutung anzeigt. Nach einem Hiatus dominieren feinkörnige Karbonat-Sedimenten, deren Sedimentations-Rate im Holozän stetig anstieg. (2) Die Sedimentkerne können als Archive von Tsunamis in der jüngeren geologischen Vergangenheit dienen. Grobkörnige Ereignislagen heben sich von feinkörnigen Lagunen-Sedimenten ab und können nicht mit Sturm-Ablagerungen verwechselt werden, denn die Malediven liegen großteils außerhalb der Zyklon-Zone. Einige der gröberen Lagen sind korallenreich und möglicherweise in situ gebildet. Diese Lagen könnten Ausdruck von Phasen sein, während derer Korallen-Wachstum in der Lagune begünstigt war. (3) Schließlich soll die ungeklärte Entstehung von Faros, kleineren meist runden Riffen beleuchtet werden, die für die Malediven charakteristisch sind. Aufgrund der Wetter-Situation mit sehr starkem Wind, waren wir aus Sicherheitsgründen entgegen der ursprünglichen Planung nicht in der Lage Kerne von Faros im benachbarten Ari Atoll zu gewinnen. Wir können aber auf eine Reihe von Kernen aus dem nördlichen Teil der Lagune von Rasdhoo zurückgreifen. Ein Teil der Lagune wird durch die Entwicklung einer Sandbarriere vom Rest der Lagune abgeschnitten und ist dabei, ein randliches Faro zu bilden. Lateraler Sand-Transport mit Sandbank-Bildung und nachfolgender Besiedling durch Korallen ist ein wichtiger Prozess bei der Bildung von Faros. Im letzten Jahr des Projektes sollen fünf weitere Sediment-Kerne untersucht werden, die aus dem westlichen Randbereich der Lagune stammen. Wir erwarten dort weitere grobkörnige Sandlagen als potentielle Ereignis-Sedimente. Weiterhin sollen die Daten umfassend interpretiert, in zwei Publikationen zusammengefasst und auf Fachtagungen präsentiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen