"Highlife im Club Afrique": Reisende Musik/er, afrikanische Diaspora und interkultureller Austausch in London 1950 - 1965
Final Report Abstract
Die Ausgangsthese der großen Bedeutung des „Reisens" von Musik/ern zwischen Ghana, Nigeria und England im Zusammenhang der Ausbildung einer afrikanischen Diaspora in England in den Nachkriegsdekaden und daraus resultierender interkultureller Erfahrungen für die starke populärkulturelle Formation des Highlife in dieser Zeit hat sich sowohl in den qualitativen Forschungen als auch in der Auswertung von historischem Quellenmaterial zunehmend bestätigt. Wie sich durch die Untersuchung deutlich gezeigt hat, waren zahlreiche bedeutende westafrikanische Highlife-Musiker in der Zeit zwischen 1950-65 für gewisse Zeit oder mehrfach in England und reisten auch wieder zurück nach Ghana oder Nigeria. Die in London gewonnenen kulturellen Erfahmngen und das, was sie dorthin mitgebracht hatten, führten in Verbindung mit neuen Medien des kulturellen Transports - vor allem der Schallplatte - zu einem interdependenten kulturellen Wandel an „beiden" Orten. Die transkontinentalen „Reisen" westafrikanischer und karibischer Musik/er waren für die hohe kulturelle Dynamik dieser Zeit in großem Maße mitverantwortlich. Gleichfalls war die Ausbildung eines transnationalen Sozial- und Kulturraums, in dem Musik über die „nationalen" Grenzen hinweg zirkulierte, (re)produziert und konsumiert wurde für die Entwicklung des Highlife zu einer der populärsten modemen afrikanischen Musiken des 20 Jh. überraschend bedeutsam. Dies ist durch die qualitativen/historischen Daten sowie die lebensgeschichtlichen Selbstdarstellungen der Highlife-Musiker nun deutlich erkennbar und gut belegbar. Wichtige kulturelle „Institutionen" der afrikanischen Diaspora in England, wie der im Projekttitel genannte „Club Afrique", das Zusammentreffen afrikanischer, karibischer und britischer Musik/er dort und ihre Verbindungen zueinander sowie musikwirtschaftliche Beziehungen zwischen einer neu entstehenden Highlife-produzierenden und -fordernden, vor allem unabhängigen britischen Schallplattenwirtschaft mit vergleichbaren Untemehmen im „britischen Westafrika" trugen zusammen mit internationalen Schallplattenfirmen wie Philips, Decca, H.M.V., Odeon und Parlophone zur Ausbildung dieses neuen Kulturraums bei. Reisende Musik/er und der „Transport" des Highlife prägten diesen in besonderer Weise. Das grenzenübergreifende Forschungsprojekt zum Highlife und seinen Musikern stieß in Nigeria und Ghana auf großes Medieninteresse. Mehrere Radiostationen- und Printmedien dort, wie der Guardian, Radio Unilag, der Spectator und der Daily Graphic berichteten darüber. Außerdem konnte der Projektbearbeiter das Projekt 2007 in einer Fernsehsendung beim nigerianischen Metro TV in Lagos vorstellen. Von Seiten der Musikwirtschaft zeigt sich dahingehend Interesse, dass von einer britischen Musikfirma eine Zusammenstellung aus den im Laufe der Forschungsarbeiten gesammelten Musikaufnahmen zur kommerziellen Veröffentlichung angefragt wurde.
Publications
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(2008). Desilencing diasporic memory/ies in knowledge production on Highlife. African and Black Diaspora: An International Journal, Volume 1, Issue 1, 2008, 73-86
Coester, Markus
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(2008). Localising African popular music transnationally: 'Highlife-Travellers' in Britain in the 1950s and 1960s. Journal of African Cultural Studies, 1469-9346, Volume 20, Issue 2, 2008, 133 - 144
Coester, Markus
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(2009). Thoughts on (the late) Ghanaba. Ntama - Journal of African Music and Popular Culture,
Coester, Markus