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Verlaufsformen von Angst- und Depressionsstörungen vom Vorschul- zum Grundschulalter und deren Zusammenhang mit psychosozialen und biologischen Faktoren

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 131768099
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei dem durchgeführten Projekt handelt es sich um eine prospektive Längsschnittstudie zur Erforschung früher Manifestationen sowie des Verlaufs von Angst- und Depressionssymptomen („internalisierende Symptome“) sowie Störungen vom Vorschul- (3-5 Jahre) bis zum Grundschulalter (7-9 Jahre). Weiterhin wurden psychosoziale, neurobiologische und genetische Risiko- und Schutzfaktoren sowie ihr Zusammenwirken in Bezug auf Angst- und Depressionssymptome untersucht. Die Symptome wurden für N = 325 Kindern (158 Mädchen; 48,6%) an bis zu vier Messzeitpunkten ab dem Alter von 3 Jahren bis zum Schulalter von den Eltern erfragt. Zudem wurden zu drei umfassenden Messzeitpunkten Symptomatik und Störungen sowie Risiko- und Schutzfaktoren (z.B. Misshandlungserfahrungen, kritische Lebensereignisse, psychische Gesundheit der Eltern, positive Repräsentationen) durch Interviews, Fragebögen sowie kindgerechte Tests/Befragungen erfasst. Weiterhin wurden Genetik und Stressreaktivität (Cortisol) erhoben. Mittels Growth Mixture Modelling wurden vier Verlaufsgruppen internalisierender Symptome identifiziert: eine Gruppe mit „stabil niedrigen“ Symptomen (28,6%), eine Gruppe mit zunächst niedrigen Symptomen, die zunahmen (“niedrig ansteigend”; 14,5%), eine Gruppe mit “stabil moderaten” Symptomen (44,3%) und eine Gruppe mit „stabil hohen“ Symptomen (12,6%). Die Kinder der „stabil hohen“ Gruppe wiesen eine klinisch relevante Symptomausprägung auf und erfüllten zum großen Teil die Kriterien für die Diagnose einer depressiven Störung. Diese überwiegend stabilen Symptomverläufe und die damit einhergehende Beeinträchtigung sprechen dafür, dass Angst- und Depressionssymptome schon bei jungen Kindern stärker beachtet und betroffene Kinder möglichst frühzeitig behandelt werden sollten. Die Analysen potentieller Risikofaktoren ergaben, dass kritische Lebensereignisse, die Verlust/Trennung umfassten, frühe Mißhandlungserfahrungen, mütterliche Psychopathologie, kindliches Temperament und neurobiologische Stress-Hyporeaktivität mit stabil hohen Symptomverläufen assoziiert waren. Diese können daher als frühe Risikomarker und wichtige ätiologische Faktoren angesehen werden. Darüber hinaus deuten unsere Befunde darauf hin, dass belastende Lebensereignisse, Misshandlungen und psychische Probleme der Eltern vielversprechende Ziele für Prävention und Intervention darstellen. In weiteren Analysen wurde das Zusammenwirken verschiedenster Risikofaktoren untersucht oder auf geschlechtsspezifische Effekte fokussiert. Dabei zeigte sich, dass bestimmte genetische Variationen das Risiko für internalisierende Störungen im Vorschulalter beeinflussen, indem sie die Anfälligkeit für den Einfluss von milden bis moderaten belastenden Lebensereignissen verändern. Hoch belastende Lebensereignisse (schwerer Unfall etc.) dagegen stellen unabhängig von der genetischen Prädisposition ein Risiko dar. In Bezug auf das Geschlecht zeigte sich, dass bei Mädchen, nicht jedoch bei Jungen, die mütterliche depressive Symptomatik als Risikofaktor wirkte, hierbei positive Repräsentationen der Mutterfigur aber als Schutzfaktor fungierten. Im Verlauf des Grundschulalters zeigte sich, dass depressive Symptome von Vätern unterschiedlich stark mit denen von Söhnen und Töchtern zusamenhängen, während sich der Zusammenhang von Symptomen von Müttern und ihren Kindern als weniger geschlechtsspezifisch erwies. Insgesamt lassen die vorliegenden Daten den Schluss zu, dass hohe Angst- und Depressionssymptome im Vorschulalter eine genaue Diagnostik und gegebenenfalls eine frühzeitige psychotherapeutische Intervention erfordern, insbesondere wenn zusätzliche Risikofaktoren vorhanden sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit: Somatisierung im Kindes- und Jugendalter. Kinder- und Jugendmedizin, 11(3), 121-127
    Otto, Y., Klein, A. M., Fuchs, S., & von Klitzing, K.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1055/s-0038-1629136)
  • (2013). Prevalence of emotional and behavioral symptoms and their impact on daily life activities in a community sample of 3 to 5-year-old children. Child Psychiatry and Human Development, 44(4), 493-503
    Fuchs, S., Klein, A. M., Otto, Y., & von Klitzing, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10578-012-0343-9)
  • (2013). Psychometric properties of the parent-rated SDQ in preschoolers. European Journal of Psychological Assessment, 29(2), 96-104
    Klein, A. M., Otto, Y., Fuchs, S., Zenger, M. & von Klitzing, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1027/1015-5759/a000129)
  • (2014). Depressive comorbidity in preschool anxiety disorder. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 55(10), 1107-1116
    von Klitzing, K., White, L. O., Otto, Y., Fuchs, S., Egger, H. L., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/jcpp.12222)
  • (2014). Traurig, besorgt und ängstlich: Depression und Angststörungen im Vorschulalter – Befunde zu Relevanz, Symptomatik und Beeinträchtigungen. Praxis Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 63(3), 154-176
    Otto, Y., Andreas, A., von Klitzing, K., Fuchs, S., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13109/prkk.2014.63.3.154)
  • (2015). A prospective study of behavioral and emotional symptoms in preschoolers. European Child and Adolescent Psychiatry, 24(3), 291-299
    Klein, A. M., Otto, Y., Fuchs, S., Reibiger, I., & von Klitzing, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s00787-014-0575-2)
  • (2015). Maternal stress and internalizing symptoms in preschoolers: The moderating role of narrative coherence. Journal of Family Psychology, 29(2), 141-150
    Stadelmann, S., Otto, Y., Andreas, A., von Klitzing, K., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/fam0000054)
  • (2015). Selbstberichtete Ängste und Strategien zu deren Regulation bei Kindern im Grundschulalter. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 64(5), 351-367
    Otto, Y., Kolmorgen, K., Andreas, A., Köppe, C., von Klitzing, K., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13109/prkk.2015.64.5.351)
  • (2016). FKBP5 polymorphisms moderate the influence of adverse life events on the risk of anxiety and depressive disorders in preschool children. Journal of Psychiatric Research, 72, 30-36
    Scheuer, S., Ising, M., Uhr, M., Otto, Y., von Klitzing, K., Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jpsychires.2015.10.009)
  • (2016). Parenting behaviors of mothers and fathers of preschool age children with internalizing disorders. Journal of Child and Family Studies, 25, 381-395
    Otto, Y., Kolmorgen, K., Sierau, S., Weis, S., von Klitzing, K., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10826-015-0242-3)
  • (2017). A multisource approach to assessing child maltreatment from records, caregivers, and children. Child Maltreatment, 22(1), 45-57
    Sierau, S., Brand, T., Manly, J. T., Schlesier-Michel, A., Klein, A. M., Andreas, A., Quintero Garzón, L., Keil, J., Binser, M. J., von Klitzing, K., White, L. O.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1077559516675724)
  • (2017). Gender specificity of children's narrative representations in predicting depressive symptoms at early school age. Journal of Child and Family Studies, 26(1), 148-160
    Andreas, A., Otto, Y., Stadelmann, S., Schlesier-Michel, A., von Klitzing, K., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10826-016-0533-3)
  • (2017). Reduced hair cortisol after maltreatment mediates externalizing symptoms in middle childhood and adolescence. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 58(9), 998–1007
    White, L. O., Ising, M., von Klitzing, K., Sierau, S., Michel, A., Klein, A. M.,. . . Stalder, T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/jcpp.12700)
  • (2018). Latent trajectories of internalizing symptoms from preschool to school age: A multi-informant study in a high-risk sample. Advance online publication. Development & Psychopathology
    Klein, A. M., Schlesier-Michel, A., Otto, Y., White, L. O., Andreas, A., Sierau, S., Perren, S., & von Klitzing, K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1017/S0954579418000214)
  • (2018). Like mother like daughter, like father like son? Intergenerational transmission of internalizing symptoms at early school age: A longitudinal study. European Child & Adolescent Psychiatry, 27(8), 985–995
    Andreas, A., White, L. O., Sierau, S., Perren, S., von Klitzing, K., & Klein, A. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s00787-017-1103-y)
 
 

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