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Sozialphobie und Selbstaufmerksamkeit: Effekte einer Alkoholgabe auf die Verarbeitung konkurrierender interner und externer Stimuli

Antragsteller Dr. Stephan Stevens
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 132300387
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Selbstmedikationshypothese erklärt den erhöhten Zusammenhang zwischen Angststörungen und pathologischem Alkoholkonsum durch die negativ verstärkende Qualität der durch Alkohol induzierten Anxiolyse auf das Konsumverhalten. Ob dieser negativ verstärkende Effekt aber tatsächlich existiert und welche weiteren Mechanismen eine Rolle spielen, bleibt unklar. Mit einer Reihe von experimentellen Untersuchungen wurde getestet, wie die Verteilung exterozeptiver und interozeptiver Aufmerksamkeit bei sozialängstlichen Menschen durch die Einnnahme von Alkohol verändert werden kann. Während der Antiziaption einer Rede vor Publikum zeigen sozialängstliche Probanden eine stärkere interozeptive Aufmerksamkeit und haben eine bessere Wahrnehmungsfähigkeit als normalsozialängstliche Probanden. Allerdings wenden Hochsozialänsgtliche während einer Rede ihre Aufmerksamkeit vermehrt auf externale Reize. Alkohol verringert diese externale Fokussierung und könnte so zu wiederholtem Alkoholkonsum beitragen. Zudem reduziert die akute Einnahme von Alkohol emotionales Erröten, eines der prominenten Symptome der sozialen Angststörung. Entgegen allgemeiner Annahmen ist nicht soziale Angst, sondem das Motiv, aus sozialer Angst zu trinken, mit pathologischem Alkoholkonsum assoziiert. Dieses Motiv setzt sich nicht nur aus der Erwartung an eine angstreduzierende Wirkung von Alkohol zusammen, sondern ist ebenfalls durch Erwartungen an eine verbesserte soziale Kompetenz gekennzeichnet. Protektiv im Sinne einer Reduktion des Motivs „Trinken wegen sozialer Angst" wirken hingegen Befürchtungen möglicher kognitiver Einbußen aufgrund der Intoxikation durch Alkohol. Zusammenfassend spielen also sowohl intero- als auch exterozeptive Prozesse bei der Aufrechterhaltung sozialer Angst eine Rolle. Dabei ist es wahrscheinlich, dass eine interozeptive Fokussierung während der Antizipation sozialer Situationen, eine präferentielle Verarbeitung externer Reize aber während der sozialen Situation dominieren. Alkohol kann dabei eingesetzt werden, um diesen externalen Aufmerksamkeitsfokus zu verringern. Pathologischer Alkoholkonsum wir dabei weniger von sozialer Angst, als vielmehr durch das Motiv, wegen sozialer Angst zu trinken, begünstigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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