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Der touristische Diskurs und die Bedeutung interkultureller Kontakte in der Geschichte der Pemon-Kamarakoto von 1900 bis heute
Antragsteller
Professor Dr. Bruno Illius
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 132915184
Indigene Tourismuskultur existiert im Zusammentreffen der als „traditionell“ gedachten indigenen Welt mit der Industriezivilisation in besonderen kulturellen Zwischen-Räumen und -Zeiten. Solche Begegnungen in Randzonen von Kulturen befördern Hybridisierung.In der Savanne Venezuelas praktizieren Touristen und ihre Gastgeber seit etwa 1950 eine heterogene neue Kultur, die mehr als ein Synkretismus ist: Der Tourismus hat einen eigenen Diskurs; er beeinflusst Sozialordnung und Wirtschaftsweise der Indigenen und trägt (für beide Seiten) auch rituelle Züge. In der materiellen Kultur finden sich eine neue Architektur und Wohnweise (Camp und Lodge als künstliche Begegnungsräume; selektierte, manipulierte Naturräume als Attraktionen) und „Airport Art“. Der touristische Diskurs ist mythisch geprägt – von den Mythen der Indianer über ihre Welt und von den touristischen „Paradiesmythen“. Auch orale und mediale Traditionen der Tourismusbranche (Reiseführer und -kataloge, Diashows, Werbespots) und der Touristen selbst (Urlaubserzählungen, Souvenirs, Videoabende; Internetforen, Blogs, online-Tagebücher, Reisecommunities) „mythifizieren“.Reale und virtuelle Räume touristischer Begegnung bilden Fixpunkte der Studie. Pemón identifizieren Wesen und Phänomene primär durch Verortung und Bewegung. Untersucht werden also das campamento, der sitio und die excursión – zentrale Elemente der touristischen Topographie. Auf der Grundlage einer multi-sited ethnography der Pemón-Kamarakoto soll der facettenreichen touristische Diskurs analysiert und interpretiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
