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Untersuchung des suburothelialen Myofibroblastennetzwerkes und der muskulären Funktion und Steuerung im menschlichen Harnausflußtrakt bei Kontinenz und Inkontinenz
Antragsteller
Professor Dr. Alexander Roosen
Fachliche Zuordnung
Reproduktionsmedizin, Urologie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 134163927
Harninkontinenz mindert die Lebensqualität des einzelnen und hat gleichzeitig erhebliche sozioökonomische Auswirkungen. Die komplizierten Kontinenzmechanismen des Harnausflusstraktes sind letztlich nur unvollständig verstanden. Der Großteil der experimentellen Daten stammt aus dem Tierexperiment, Studien an Humangewebe sind rar. Obwohl oftmals eine zugrunde liegende Ursache für die Harninkontinenz benannt werden kann (radikale Prostatektomie, überaktiver Detrusor, Insuffizienz des bindegewebigen Halteapparates), ist die Pathophysiologie der “essentiellen” Inkontinenz unbekannt: Handelt es sich um strukturelle oder funktionelle Schäden auf muskulärer Ebene oder um Veränderungen bei der neuromuskulären Übertragung (relative Denervierung oder Minderung der Rezeptorendichte)? Oder ist die neuromuskuläre Einheit intakt und der Defekt auf einer höheren – spinalen – Ebene zu suchen? Der Antragsteller hat als erster bedeutende synergistische Effekte in der neuromuskulären Aktivierung und eine starke Spontanaktivität der Blasenausflussregion im Tiermodell beschrieben. Diese Mechanismen könnten relevant für die Kontinenz auch beim Menschen sein.Der Antragsteller hat weiterhin zum besseren Verständnis der Funktion von suburothelialen Myofibroblasten beigetragen, die ein elektrisch-kontraktiles Netzwerk unter dem Urothel bilden und sensorische Informationen aus der Blase modulieren und weiterleiten und an der Pathogenese des hyperaktiven Detrusors beteiligt zu sein scheinen.Im Detail sollen vier Hypothesen verifiziert bzw. falsifiziert werden:1) Ein ausgeprägter adreno-muskarinerger Synergismus existiert auch im menschlichen Harnausflusstrakt. Es könnten sich Unterschiede bei Patienten mit Harninkontinenz zeigen.2) Eine prominente Spontanaktivität und elektrische Kopplung kennzeichnet auch die menschliche Ausflussregion. Beeinträchtigungen könnten ebenfalls ursächlich für Harninkontinenz sein.3) Bei Patienten mit primärer Stressinkontinenz liegen Funktionseinschränkungen auf muskulärer Ebene in der Harnröhre vor, so z.B. Änderungen der neuromuskulären Kopplung durch relative Denervierung oder verminderte Rezeptorendichte.4) Das suburotheliale Myofibroblastennetzwerk kontrahiert aktiv und unabhängig vom darunter liegenden Detrusor entweder spontan oder nach Aktivierung durch Agonisten (ADP, UTP). Kontraktile Eigenschaften dieses Netzwerkes könnten bei Patienten mit Speicher- oder Entleerungssymptomen beeinträchtigt sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen