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La Scapigliatura - Schreiben gegen den nationalen Kanon. Italiens Weg in die Moderne.
Antragstellerin
Professorin Dr. Sabine Schrader
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13532218
Das Forschungsprojekt arbeitet die weitgehend unerforschte norditalienische Bewegung La Scapigliatura (1856-1880) auf und dient der Neubewertung ihrer Rolle in der Literaturgeschichte. Meine These lautet, dass sie Forderungen der historischen Avantgarden antizipieren: die Rücküberführung der Kunst in die Lebenspraxis, Modi der Trans- und Intermedialität und vor allem den ostentativen Bruch mit den Traditionen. Der italienischen Literatur kommt im Einigungsprozess eine besondere identifikatorische Rolle zu. Ich werde zeigen, wie sich die Scapigliati in ihren fiktiven als auch in ihren publizistischen Texten gegen diese hegemoniale Kanonisierung des Nationalen wenden, was wiederum bis heute zu ihrer Negativkanonisierung führt. Die Arbeit wird darstellen, wie die Scapigliati mit intermedialen Bezügen auf die Malerei nach einer Expansion des Kanons streben, da sie hier das Konzept eines ¿wahren Sehens¿ verorten, das sie für die Literatur fruchtbar machen wollen. Ferner wird das zeitgenössische nationale Literaturparadigma des mimetischen Schreibens durch Strategien der Komik, der Fantastik und einer Antiliteratur unterminiert. Parallel dazu zeugen die sehr zahlreichen journalistischen Texte der Scapigliati von dem Ringen um die kollektive Identität Italiens. In einem letzten Schritt zeichne ich anhand der Negativkanonisierung der Scapigliatura nach, in welcher Art und Weise die Hierarchisierungsverfahren in der italienischen Literaturgeschichtsschreibung bis heute funktionieren. Die nationale Identität stiftende Funktion der italienischen Literatur gibt dem Forschungsprojekt eine geschichtswissenschaftliche Akzentuierung, die Bezugnahmen auf Malerei und Publizistik zum anderen situieren die Arbeit an der interdisziplinären Schnittstelle von Literatur-, Geschichts-, Kultur- und Kunstwissenschaft.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen