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Ernst Troeltsch, Spectator-Briefe, zugleich Bd. 14 der Ernst Troeltsch - Kritische Gesamtausgabe

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 135987140
 
Der Berliner Religionsphilosoph, Kulturhistoriker und politische Publizist Ernst Troeltsch lieferte unter dem Pseudonym „Spectator“ und in „Berliner Briefen“ in der Zeitschrift „Kunstwart und Kulturwart. Halbmonatsschau auf allen Gebieten“ den wohl wichtigsten politischen Kommentar eines bürgerlichen Gelehrten-Intellektuellen zum krisengeschüttelten Systemwechsel zwischen 1918 und 1922 in Deutschland. Gleichzeitig gehörte er – als Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sowie als Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium – zu den unmittelbaren Akteuren der verfassungspolitischen Neuordnung unter demokratischen Vorzeichen. Diese doppelte Perspektive, ergänzt um seine wissenschaftliche Autorität an der Berliner Universität, ermöglichten ihm den Zugang zu tagespolitischen Detailinformationen ebenso wie die Fähigkeit zu kulturhistorischer Deutung und Verortung des Geschehens in einem welthistorischen Bezugsrahmen. Die bislang nur in völlig unzureichenden Auswahlausgaben zugänglichen Spectator-Briefe sollen als eine Leitquelle zur Neuordnung Deutschlands und Europas in ihrer gesamten Textgestalt neu präsentiert, in ihrem Kontext neu verortet und in ihren historisch-politischen Bezügen und Anspielungen erstmals ausführlich kommentiert und durch angemessene Register und Verzeichnisse erschlossen werden. Unter drei Gesichtspunkten können die derart aufgearbeiteten Spectator-Briefe die Forschung stimulieren: a) dem Oswald- Spengler-Bestseller vom „Untergang des Abendlandes“ wird im öffentlichen Kommunikationsraum akzentuiert ein universales Geschichtsbild vom „Aufbau der europäischen Kulturgeschichte“ entgegengesetzt; b) gegen alle holistischen Utopien rechter und linker Kulturkritik werden dem Bürgertum Chancen und Risiken eines liberalen Zivilisationsmodells vor Augen geführt; c) im reflektierten Kommentar eines „engagierter Beobachters“ (Raymond Aron) begleitet Troeltsch die prekäre demokratische Gründungsphase der Weimarer Republik und rückt die tagespolitischen Ereignisse in die Perspektive der europäischen Nachkriegsordnung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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