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Territorialer Nationalismus: Historisch-geographisches Denken in China, 1900-1949
Antragstellerin
Professorin Dr. Sabine Dabringhaus
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2005 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13675885
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bemühten sich eine Reihe von chinesischen Historikern und Geographen den Wandel Chinas vom universalen Kaiserreich zum modernen Nationalstaat zu erklären. Sie reagierten auf die nationale Bedrohung durch die europäischen Mächte und Japan mit einem eigenen Nationalismus-Diskurs, der nicht auf westliche Konzepte zurückgriff. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts transformierte sich ein älterer historisch-geographischer Diskurs in einen modernen Forschungszweig, die Historische Geographie (lishi dilixue). Studiengesellschaften (allen voran die Yugong xuehui) und Fachzeitschriften wurden gegründet. Inhaltlich konzentrierte sich der Diskurs auf vier Themenbereiche: die Geschichte staatlicher Raumordnung im chinesischen Reich, die Strategien der Territorialpolitik (Gebietsverluste, Einbeziehung von Grenzvölkern in die Landesverteidigung, administrative Eingliederung von Randgebieten), die wirtschaftliche Erschließung von Grenzregionen sowie die Methoden der ethnischen Integration im Vielvölkerstaat (seit dem 17. Jahrhundert). Als Beispiel erfolgreicher Selbstbestimmung und Integration galten in der Republikzeit die chinesischen Muslime (Hui), denen die Historischen Geographen ihre besondere Aufmerksamkeit widmeten. Aus den Forschungen der Historischen Geographen entstand ein historisch begründetes, territoriales Konzept der modernen chinesischen Nation. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte Chinas im Zusammenhang der politischen Geschichte der Republikzeit.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen