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Signalevolution und duftgetriebene Artbildung bei Prachtbienen (Euglossini)

Fachliche Zuordnung Systematik und Morphologie der Tiere
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 141087974
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Chemische Kommunikationssignale (Pheromone) spielen eine herausragende Rolle bei der Partnerfindung und -erkennung vieler Insekten und unterliegen einer starken stabilisierenden Selektion. Wie dennoch Pheromonvielfalt entsteht und ob Signalveränderungen zur Artbildung beitragen sind zentrale Fragen der Evolutionsbiologie. Wir untersuchten in diesem konzeptionellen Rahmen neotropische Prachtbienen (Apinae, Euglossini), deren Männchen Umweltdüfte sammeln, in Hinterbeintaschen zu artspezifischen Parfüms kombinieren und bei der Partnerwerbung als Pheromon-Analogon freisetzen. Im Projekt wurde und wird die Verschiedenheit von Prachtbienenparfüms im phylogenetischen Kontext untersucht, mit dem Ziel, ihre Rolle bei der Arterkennung und Diversifizierung der Prachtbienen zu verstehen. Die Ergebnisse werden im Folgenden korrespondierend zu den Zielen/Fragestellungen des Antrags aufgeführt: (1) Wir erstellten als Grundlage eine umfassende Datenbank, in der die Parfüminhaltsstoffe von 61 Arten mittel- und südamerikanischer Euglossa spp. unter Berücksichtigung georgraphischer Variation enthalten sind (752 Komponenten). Der Einfluss geographischer Gradienten auf die Parfümzusammensetzung, die Verteilung der Komponenten und Substanzklassen auf Prachtbienenartengruppen sowie die Mechanismen, die trotz lokal unterschiedlichem Duftangebot zu artspezifischen Mischungen von Komponenten führen, wurden untersucht. (2) Anhand eines molekularen Stammbaumes der Gattung Euglossa wurde (und wird) die Stärke des phylogenetischen Signals in den Parfümdaten untersucht, und ob Parfümunterschiede besonders zwischen eng verwandten Arten evoluieren. (3) Vergleichende Elektroantennographie fürhrte zur Identifikation verhaltensaktiver Parfümkomponenten. Mittels antennaler Transkriptom-Analyse fanden wir zudem vielversprechende Hinweise auf die sensorischen Hintergründe der Parfümdifferenzierung zweier Euglossa-Schwesterarten: Die Orthologen bestimmter Geruchsrezeptor-(OR)-Gene wiesen starke Sequenzunterschiede sowie Hinweise auf positive gerichtete Selektion auf. Es könnte sich hierbei um Rezeptoren für die Hauptparfümkomponente(n) einer der Schwesterarten handeln. (4) Elektroantennographie zeigte richtungskongruente aber z.T. quantitativ unterschiedliche Antworten männlicher und weiblicher Individuen auf Parfüm-Hauptkomponenten. Dies bekräftigt grundsätzlich die Hypothese einer olfaktorischen (genetischen) Kopplung zwischen männlicher und weiblicher Geruchswahrnehmung/Präferenz, deutet aber auch auf Unterschiede im antennalen Tuning hin. (5) Die Käfigexperimente zur Parfüm-assortativen Partnerwahl müssen leider als gescheitert betrachtet werden. Trotz weiterer Erfolge in der Zucht von Prachtbienen im Düsseldorfer Tropengewächshaus (erste weibliche Nachkommen aus befruchteten Eiern) mussten die Experimente letztlich zugunsten weniger zeitintensiver und Promoventen-freundlicherer Untersuchungen abgebrochen werden. Folgeexperiment finden momentan in einer Voliere in La Gamba, Costa Rica, unter Beteiligung meiner Kooperationspartner von der UC Davis statt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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