Quartäre Seespiegelschwankungen und Dünengenese am Ostrand des Mongol- Els-Dünenfeldes, West-Mongolei
Final Report Abstract
Die fluviale und äolische Prozessdynamik in den abflusslosen Becken zwischen dem Changai-Gebirge und dem Mongolischem Altai war Forschungsthema während einer Expedition im Sommer 2009, gemeinsam mit Kollegen der Mongolischen Akademie der Wissenschaften in Ulan Bator. Vorbereitet wurde diese durch Geländeaufenthalte in den Jahren 2007 und 2008 im Rahmen des DFG-Bündelprojekts. Mit Hilfe neuer Aufschlüsse und zahlreicher OSL- und 14C-Datierungen sowie der vergleichenden Stratigraphic von limnischen, fluvialen und äolischen Sedimenten lässt sich eine verbesserte Chronostratigraphie für die Westmongolei entwickeln, die ungefähr die letzten 100.000 Jahre umfasst. Hierbei zeigt sich, dass die Endseen und zwischengeschalteten Dünenaufstau-Seen ihre größte Ausdehnung im Zeitraum vor mehr als 75ka hatten. Dies wird am Beispiel des Dünenfeldes Mongol Els belegt. Obwohl sein genaues Alter noch ungewiss ist, steht fest, dass sich die Sande, von saisonalen starken WNW-Winden getrieben, in diesem Zeitraum stetig nach Osten verlagerten. In den letzten 800 Jahren um rund 30cm/yr. Dabei wurden (und werden) die beiden in dem bis zu 4000m hohen West-Changai entspringenden Dauerflüsse Shurgyn-Gol und Zavkhan-Gol vor der Dünenfront abgelenkt und umfließen nach ihrer Vereinigung das Dünenfeld im NE. Hierbei kam es während der MIS4 und 5 zeitweise zu einem starken Aufstau infolge einer Dünenblockade. Die Bildung eines mindestens 2000 km2 großen und bis zu 20m tiefen Süßwassersees war die Folge. Vermutet wird ein Kausalzusammenhang von relativ hohen Schneeniederschlägen mit der Folge einer starken Vergletscherung auf den bis zu 4000m hohen Gipfeln des W-Changai, ein jahreszeitlich hoher Schmelzwasseranfall, aber dennoch eine Abriegelung der Flüsse durch die gleichzeitig offenbar sehr mobilen Wanderdünen. Für das Holozän kann von kürzeren Seephasen im Zeitraum 8 und 2ka BP ausgegangen werden. Diese decken sich mit Feuchtperioden, aber auch z.T. mit arid geprägten Phasen in der West- und Südmongolei und in anderen Teilen Zentralasiens. Daraus kann abgeleitet werden, dass die nachgewiesenen, ca. 500 und 200km2 großen pluvialzeitlichen Seen infolge einer wiederholten Dünenabriegelung entstanden sind, denn die Seeablagerungen sind stets mit äolischen Sauden wechselgelagert. Bei karbonathaltigen 14C-Proben stellte der Reservoir-Effekt ein Interpretationsproblem dar. Eine gravierende Veränderung im Abflussverhalten des Zavkhan-Gols ergab sich nach neuesten Erkermtnissen seit etwa 1970. Auf den sehr genauen russischen Karten ist seine große Schwemmebene vor den Dünen als stark versumpft eingezeichnet. Tatsächlich ist diese heute aber völlig trocken. Von den zahlreichen mäandrierenden Rinnen fuhren nur noch wenige ständig Wasser. Der Grund hierfür ist ein großes landwirtschaftliches Bewässerungsprojekt bei dem Dorf Guulin, unmittelbar am Gebirgsaustritt des Zavkhan-Gol, das im Sozialismus Ende der 60er Jahre angelegt wurde, inzwischen jedoch völlig aufgegeben ist. Der dafür gegrabene Bewässerungskanal ist aber noch voll intakt, was bedeutet, dass der Zavkhan-Gol seit nunmehr 40 Jahren ständig etwa 40% seines Wassers verliert und daher im Unterlauf zunehmend austrocknet. Die derzeitige ungefähre Abflussmenge des Kanals im Sommerhalbjahr beträgt 1-1,5 m3/s oder ca. 100.000 m3/Tag.
Publications
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(2009): The evolution of small lake basins in the Gobi desert in Mongolia. In: Quaternary Sciences 29, 4, 677-686
Grünert, J. , C. Stolz, N. Hempelmann, A. Hilgers, D. Hülle, F. Lehmkuhl, T. Felauer, D. Dasch