Repertorium der mittelalterlichen 'Autoritäten' (mhd. u. mnd.)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Autoritäten-Reihen fanden vor allem im Umkreis von Rats- und Rechtsfindung Verwendung, und ihr Ursprung ist keineswegs in mittelalterlichen Handschriften zu suchen. Dort, im Schutz von Büchern, haben die Sprüche allerdings meist besser als im primären Gebrauchsraum überdauert und sind der Vernichtung entgangen. Ihre Ursprünge finden sich in Rathäusern und Amtsstuben von reichen mittelalterlichen Zünften: nicht allein als dekorative Innenausstattung, sondern zugleich als repräsentative Selbstdarstellung von Handlungsmaximen der Patrizier und Zunftbürger und eine Mahnung an die Werte, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. In mittelalterlichen Rathäusern ließ man die repräsentativen, öffentlichen Räume geme mit Wandbildern und das Gestühl der Ratsherren mit ihren hohen Stuhllehnen mit Bildern schmücken. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts begegnen zum ersten Mal (aus der Sicht der Kunst- wie Literaturgeschichte) gemalte Autoritäten, deren einprägsame Aussagen auf einem Spruchband zu lesen waren. Auch Wirkteppiche dienten anstelle der Wandmalereien als repräsentativer wie sprechender Wandschmuck. Vorläufer hierfür gibt es nicht (die bei Ines Heiser aufgeführten Traditionslinien sind nicht überzeugend). Die deutschsprachigen Autoritäten (in Köln auch lateinisch) sind eine genuin städtische Gattung, die von Anfang an als Bild-Text-Kombination auftritt und diese Ursprünge auch in späterer rein schriftlicher Überlieferung nicht verleugnen kann. Das Repertorium der deutschsprachigen Autoritäten stellt sämtliche Überlieferungszeugen in möglichst präziser zeitlicher und örtlicher Zuordnung vor, bietet alle Textreihen im Wortlaut und Erschließungshilfen (Literatur; Kommentare). In der Buchfassung wird die Funktion der Autoritäten als genuin städtische Literatur und bildnerische Darstellung in ihrer historischen Entwicklung aufgezeigt. Die mehrfach überlieferten Texte werden kritisch ediert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Projekt: Schreibsprachen im Spätmittelalter
Ulrich Seelbach
- Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten (mhd. und mnd.)
Ulrich Seelbach