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Korpusbasierte Untersuchung von sprachlicher Innovation und Sprachwandel in digitalen Genres am Beispiel von Anredeformen im Englisch der Gegenwart

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2009 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 154504856
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt zur Soziolinguistik der computervermittelten Kommunikation wurden Mechanismen von Innovation, Variation und Wandel im digitalen Sprachgebrauch am Beispiel von Anredeformen im amerikanischen Englisch untersucht. Diese sind nicht nur aus ihrer soziopragmatischen Konstitution heraus von generellem Interesse für eine soziolinguistische Analyse, sondern weisen im Englisch der Gegenwart eine ausgeprägte Neigung zu Variation und Wandel auf. Ziel der Studie war somit eine Analyse von englischen Anredeformen in verschiedenen prädigitalen und digitalen Genres, die eine zweifache Forschungsausrichtung umfasst: zum einen ein besseres Verständnis der Soziolinguistik von neuen Anredeformen im Englisch der Gegenwart; zum anderen einen Einblick in Sprachwandelprozesse im und durch das Internet. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Analyse der Konstruktion you guys, die im amerikanischen Englisch zunehmend als quasipronominale Form verwendet wird, sowie auf verwandten Konstruktionen nach dem Muster you + noun-pl. Für you guys wurde nachgewiesen, dass die Form auf dem Kontinuum von eher mündlichen zu eher schriftlichen Genres mit Abstand am häufigsten in sogenannten hybriden Genres vorkommt, die Merkmale von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vereinen - in diesem Fall technisch vermittelten Genres in der online-Kommunikation sowie den Skript-Dialogen der amerikanischen Fernsehserie Friends. Darüber hinaus wurde die Variation von you guys innerhalb des Friends-Korpus auf weitere Verteilungsmuster und ihre Funktionalitäten untersucht. Unter anderem konnte nachgewiesen werden, dass you guys hier häufiger als alle anderen Plural-Anredeformen verwendet wird. Diese bemerkenswerte Häufung kann als Indiz für eine inszenierte Mündlichkeit gelten, bei der Elemente aus dem gesprochenen Repertoire bewusst für die stilistische Markierung verwendet werden. Außerdem wurde die Semantik solcher Konstruktionen untersucht: Während you guys weitgehend desemantisiert ist (und keinerlei geschlechtsspezifische Gebrauchsmuster mehr aufweist), gibt es bei den weiteren you + noun-pl Konstruktionen großen semantischen Spielraum; insbesondere ist die Konstruktion konnotativ aufgeladen mit abwertenden, distanzierenden, und gelegentlich auch verniedlichenden Haltungen gegenüber den Adressaten. In einer kontrastiven Studie wurden die Vokative dude und Alter analysiert und auf ihre Merkmale hin verglichen. Bemerkenswerte Parallelismen zeigten sich insbesondere in der Semantik, der Phonetik bzw. Schreibweise, sowie der Soziopragmatik der beiden Formen; Dude und Alter stellen indexikalische Markierungen eines jugendsprachlichen Repertoires dar, das Sprecher sich durch ihre Venwendung bewusst aneignen können. Abschließend wurden verschiedene Szenarien und Mechanismen herausgearbeitet, wie sich das Wechselspiel von Mündlichkeit und Schriftlichkeit im digitalen Sprachgebrauch detaillierter beschreiben lässt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2010. "How you guys doin'? Staged orality and emerging plural address in the television series Friends." American Speech 85(1): 33-66
    Heyd, Theresa
 
 

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