Folgewirkungen von Jugenddrogen beim Menschen Eine prospektive Studie zu Psychopathologie, kognitiven Defiziten und Hirnfunktion bei Konsumenten der neurotoxischen Jugenddrogen Ecstasy (MDMA = Methylendioxyamphetamine) und Speed (Amphetaminstimulanzien)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bisherige Studien zu den neurokognitven, hirnfunktionellen und psychopathologischen Konsequen‐ zen des Konsums der neurotoxischen Jugenddrogen Ecstasy (MDMA = Methylendioxyamphetamine) und Speed (AMPH = Amphetaminstimulanzien) untersuchten in der Regel ein Probandenkollektiv, das bereits einen regelmäßigen Konsum aufwies. Bei diesen Kollektiven ist nicht auszuschließen, dass prämorbide Faktoren und/oder den Konsum begleitende Variablen den gefundenen Auffälligkeiten und relativen Defiziten zugrunde liegen. Auch in den wenigen, publizierten Longitudinalstudien fehlten Informationen über die kognitive Leistungsfähigkeit und den psychischen Zustand vor Beginn eines relevanten Konsums. In der vorliegenden prospektiven Studie zu Psychopathologie, kognitiven Defiziten und Hirnfunktion bei Konsumenten von MDMA und AMPH wurden 148 junge Erwachsene rekrutiert, die zu Beginn der Studie vereinzelte, jedoch keine regelmäßige Konsumerfahrung mit MDMA und AMPH gemacht haben und somit einer Hochrisikogruppe angehören, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit im Laufe der folgenden Jahre diese Modedrogen regelmäßig konsumieren wird. Dieses Kollektiv wurde im Rahmen der zunächst drei Jahre andauernden Studie insgesamt 3mal im Abstand von jeweils 12 Monaten auf ihre kognitiven Leistungen, ihr psychopathologisches Profil und ihr Gesundheitsverhalten hin untersucht. Auf neurokognitiver Ebene zeigte sich ein spezifischer Einfluss des MDMA‐, nicht aber des AMPH‐Konsums, auf das Paar‐Assoziationslernen. Bereits nach der ersten Follow‐Up‐Untersuchung zeigte sich, dass Probanden, die über das Jahr mehr als 10 Ecstasy‐Tabletten konsumierten, deutlich schlechter bei dem entsprechenden neuropsychologischen Test abschnitten als zu Beginn der Untersuchung, wohingegen Probanden, die in diesem Zeitraum nicht weiter konsumierten sich sogar leicht steigerten. Nach dem zweiten Follow‐Up‐Zeitpunkt zeigten Probanden, die über den Zeitraum der Untersuchung weniger als 15 Ecstasy‐Tabletten konsumiert haben, bei diesem Test einen deutlichen Lerneffekt, wohingegen Probanden, die mehr konsumierten, keinen Lerneffekt zeigten. Hinsichtlich der psychopathologischen Untersuchungsebene konnte ein Zusammenhang zwischen der globalen selbstberichteten Psychopathologie zum ersten Messzeitpunkt auf den nachfolgenden kumulativen AMPH‐Konsum über die zwei Jahre der Untersuchung aufgezeigt werden. Unsere ursprüngliche Hypothese, dass der Konsum von Cannabis, MDMA und AMPH zu einer global erhöhten Selbsteinschätzung der Psychopathologie bei den Konsumenten führt, konnte hingegen nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse der ersten Längsschnittauswertung der fMRT‐Untersuchungen deuten auf parahippokampale Auffälligkeiten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Folge des Ecstasy‐Konsums darstellen. Durch das umgesetzte prospektive Design der Studie und die Ähnlichkeit der Gruppen in Bezug auf begleitenden Cannabis‐, Alkohol‐ und Nikotinkonsum konnte der Einfluss bereits vor Konsumbeginn bestehender Unterschiede und begleitend konsumierter Substanzen minimiert werden. Im Gegensatz dazu konnten Hinweise auf Auffälligkeiten im fronto‐parietalen Arbeitsgedächtnisnetzwerk als mögliche Folge des Ecstasy‐ und/oder Amphetamin‐Konsums nicht bestätigt werden. Analoge Analysen zwischen dem ersten und letzten Messzeitpunkt lieferten keine signifikanten Effekte, was womöglich auf die geringere Stichprobengröße zurückzuführen ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010). Altered para‐hippocampal functioning in cannabis users is related to the frequency of use. Psychopharmacology 209: 361‐374
B. Becker, D. Wagner; E. Gouzoulis‐Mayfrank, E. Spuentrup, J. Daumann
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(2010). Complex interactions be‐ tween specific parameters of cannabis use and verbal memory. Progr Neuro‐Psychoph 34: 871‐876
D. Wagner, B. Becker, E. Gouzoulis‐Mayfrank, J. Daumann
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(2010). Neuropsychologie des Ecstasy‐Abusus. In: S. Lautenbacher, S. Gauggel (Hrsg.) Neuropsychologie psychischer Störungen (2. Auflage) Springer, Berlin, pp 309‐320
E. Gouzoulis‐Mayfrank, J. Daumann
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(2010). The impact of early‐onset cannabis use on functional brain correlates of working memory. Progr Neuro-Psychoph 34: 837‐845
B. Becker, D. Wagner, E. Gouzoulis‐Mayfrank, E. Spüntrup, J. Daumann