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Die Gräber geistlicher Eliten von der Spätantike bis zur Neuzeit. Archäologische Studien zur materiellen Reflexion von Jenseitsvorstellungen und ihrem Wandel

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 155306694
 
Die Studie behandelt die Archäologie des Grabes kirchlicher Würdenträger zwischen ca. 300 und 1900 in Europa. Sie stellt den ersten Versuch dar, innerhalb einer sozial geschlossenen Personengruppe aus materiellen Hinterlassenschaften des Grabes auf dahinter stehende Motive der Jenseitssorge zu schließen. Es wurden über 750 Gräber von Bischöfen in 17 Staaten ermittelt und mit allen Merkmalen und Abbildungsinformationen vorgelegt. Die Arbeit stellt den bislang mit Abstand umfangreichsten Sachkatalog persönlich identifizierter Gräbern in der gesamten archäologischen Literatur zur Verfügung. Im Auswertungsteil werden Topographie, Leichenbehältnis, Totenbekleidung, Grabbeigaben, Totenposition und weitere Elemente (z.B. Leichenkonservierung) in ihrer zeitlichen Entwicklung und räumlichen Erstreckung separat und bis hinab zu seltenen Einzelheiten analysiert. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird anschließend der Versuch einer geistesgeschichtlichen Deutung der Gräber insgesamt unternommen. Das Untersuchungsgebiet „Europa" zerfällt dabei in zwei Großräume abweichender Tradition. Der untersuchte Zeitabschnitt lässt sich in vier einander ablösende Perioden unterschiedlicher Praxis der Bestattung kirchlicher Würdenträger untergliedern. Die ermittelten Perioden werden intensiv mit Quellen und Resultaten der Mentalitätsgeschichte konfrontiert und erlauben eine erstaunliche Rekonstruktion von Glaubensvorstellungen im Wandel. Entgegen der vorherrschenden Anschauung vom ausschließlich sozialgeschichtlichen Wert werden Gräber erstmals als Schnittstellen zum Jenseits und Glaubensquellen ernstgenommen. Der Studie wird von Gutachtern methodischer Pilotcharakter zugebilligt; ihre Ergebnisse könnten sich für die Mentalitätsforschung in der historischen Archäologie als bahnbrechend, in Nachbarfächern als stimulierend erweisen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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