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Elektronische Datenbank bedrohter slavischer Varietäten in nichtslavophonen Ländern Europas

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 155904423
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das jetzt abgeschlossene deutsch-französische Kooperationsprojekt „Elektronische Datenbank bedrohter slavischer Varietäten in nichtslavophonen Ländern Europas (EUROSLAV 2010)“ wurde von der DFG und dem ANR im Rahmen des „Deutsch-französischen Programms in den Geistes- und Sozialwissenschaften 2009“ gemeinsam gefördert. Sein Ziel war die Internetdokumentation und sprachwissenschaftliche Analyse slavischer Minderheitensprachen in nichtslavischen Ländern, die in naher Zeit vom Sprachtod bedroht sind. Es ging deshalb insbesondere auch um die Bewahrung dieses kulturellen Erbes der Menschheit für die Nachwelt. Die Kooperation wurde vom slavistischen Lehrstuhl des Fachbereichs Sprachwissenschaft der Universität Konstanz und vom Lacito (Langues et civilisations à tradition orale) des CNRS in Paris/Villejuif durchgeführt. Dabei wurden von der Konstanzer Seite Texte aus folgenden slavischen Mikrosprachen dokumentiert: Burgenlandkroatisch (Österreich, Burgenland), Moliseslavisch (Italien, Molise) und die obersorbische Umgangssprache (Deutschland, Sachsen). Die französische Seite steuerte zwei slavische Varietäten aus Nordgriechenland (Liti, Hrisa) bei und war auch für die technische Realisierung verantwortlich. Diese slavischen Varietäten unterscheiden sich erheblich von den ihnen am nächsten verwandten Standardsprachen Kroatisch, Obersorbisch und Bulgarisch/Makedonisch, eine Folge des Jahrhunderte währenden intensiven Kontaktes mit der jeweiligen nichtslavischen Kontaktsprache und ihren Dialekten. Im Ergebnis stehen die Minderheitensprachen strukturell in vielen Bereichen den Kontaktsprachen näher als ihren „sprachgenetischen“ Verwandten, wovon sich nun jeder leicht überzeugen kann, da es eines der Hauptziele von EuroSlav 2010 war, das Sprachkorpus mit allen Analysen und auch den aufnahmebezogenen Metadaten (erreichbar über den Informationspunkt „i“ bei den einzelnen Texten) direkt im Internet auf der Plattform Pangloss des Lacito dauerhaft zugänglich zu machen. Dabei wurden neben der eigentlichen Dokumentation auch einige Neuerungen in das am Lacito übliche Dokumentationssystem eingebracht, beispielsweise eine morphosyntaktische Analysezeile. Die dokumentierten Texte wurden anläßlich von Feldforschungskampagnen vor Ort aufgenommen, transkribiert, phonetisch, morphologisch und morphosyntaktisch analysiert bzw. glossiert sowie in mehrere Sprachen übersetzt. Dabei war es besonders wichtig, auch in die jeweilige Kontaktsprache zu übersetzen, also Deutsch, Italienisch, Griechisch, um so die Sprachkontaktphänomene im grammatischen Bereich unmittelbar kenntlich zu machen. Außerdem wurden Lehnwörter und Codeswitching explizit durch Kursivschrift gekennzeichnet. Die Adresse des Projektkorpus ist http://lacito.vjf.cnrs.fr/archivage/index.htm#europe , hier der Punkt „LANGUES SLAVES (Euroslav 2010)“. Die Texte können angehört und heruntergeladen werden, die einzelnen Analyse- und Übersetzungszeilen zum erleichterten Mitlesen auch individuell wegschaltbar. Über die Inhalte der Texte erhält der Nutzer des Korpus auch einen Einblick in die Erlebniswelt und die außersprachliche Realität der slavischsprachigen Bevölkerung in den genannten Ländern. Insbesondere werden aber auch nichtslavistische Sprachwissenschaftler durch die Art der Präsentation (Transkription im internationalen phonetischen Alphabet IPA, Glossierung nach den Leipziger Glossing Rules) – insbesondere Typologen und Sprachkontaktforscher – in die Lage versetzt, direkt auf die Charakteristika dieser vorher schlecht dokumentierten Mikrosprachen mit ihren stark durch Sprachkontakt bestimmten Strukturen zuzugreifen. Damit ist die Voraussetzung für eine weitere Verbreitung des Wissens um diese Mikrosprachen im totalen Sprachkontakt gegeben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2011. Slavische Varietäten in nichtslavophonen Ländern Europas. Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt EuroSlav 2010. In: S. Kempgen & T. Reuther (eds.), Slavistische Linguistik 2010. Referate des XXXVI. Konstanzer Slavistischen Arbeitstreffens in Bamberg, 6.-10. September 2010. (=Wiener Slawistischer Almanach 67). München: Otto Sagner, 53-84
    Breu, W. & Adamou, E.
  • 2013. Présentation du programme EuroSlav 2010. Base de données électronique de variétés slaves menacées dans des pays européens non slavophones. In: S. Kempgen et al. (ed.), Deutsche Beiträge zum 15. Internationalen Slavistenkongress Minsk 2013. (=Die Welt der Slaven, Sammelbände). München: Otto Sagner, 13-23
    Adamou, E. & Breu, W.
  • 2013. Sprachkontaktphänomene im Bereich der obersorbischen Wortstellung. Aus dem Korpus des Internetprojekts EuroSlav 2010. In: S. Kempgen et al. (eds): Deutsche Beiträge zum 15. Internationalen Slavistenkongress, Minsk 2013. München: Otto Sagner, 273-282
    Scholze, L.
 
 

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