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Die Anfänge sozialer Komplexität: Erdwerke, Rohstoffnutzung und Territorialität im Neolithikum. Deutsch-französische Forschungen zur Michelsberger Kultur
Antragsteller
Professor Dr. Friedrich Lüth
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 157012742
Ab etwa 5500 v. Chr. ersetzen Ackerbau und Viehzucht (das Neolithikum) zunehmend die auf Jagd und Sammeltätigkeit gestützte Wirtschaftsweise. Um 4500 v. Chr. finden in den neuen Agrargesellschaften jedoch tiefgreifende Veränderungen wirtschaftlicher, sozialer, technischer und kultureller Art statt. Darunter ist das Auftreten von großangelegten Erdwerken umgeben von komplexen Graben- und Palisadensystemen mit Sicherheit eine der deutlichsten Veränderungen in der Landschaft. Insgesamt lässt sich eine intensive Nutzung der natürlichen Rohstoffvorkommen, Felsgestein, Silex, Salz, etc. beobachten, während gleichzeitig Anzeichen für soziale Differenzierung erkennbar werden. Ziel des vorliegenden Forschungsprogramms ist eine detaillierte Untersuchung der Ursachen, der Erscheinungsformen und der Folgen dieser frühen Prozesse sozialer Komplexität in Europa. Die Michelsberger Kultur (MK), die sich zwischen 4200 und 3600 v. Chr. über ein Gebiet von der Normandie im Westen bis nach Sachsen-Anhalt im Nordosten in gleichen Teilen über Frankreich und Deutschland erstreckt, wurde für diese Untersuchung ausgewählt, da die zur Verfügung stehenden archäologischen Daten umfangreich, aber nicht immer zusammenfassend ausgewertet sind. Zudem besteht auf wissenschaftlicher Ebene eine lange Tradition deutsch-französischer Zusammenarbeit, aber auch die Möglichkeit von gegenseitigem methodischem Austausch. Ein großer Ost-West-Transekt soll als Modellfall untersucht werden. Die Informationen zu den Fundstellen sowie zur Umwelt (Pollenanalyse etc.) und zur Technik (Produktion und Verbreitung der Steingeräteindustrie, Viehzucht, Ackerbau, Salzgewinnung etc.) sollen vereinheitlicht in einer Datenbank gespeichert werden. Es wird untersucht, wie die Siedlungsräume aufgebaut waren, mit großen, zentralen, vielfältig genutzten Erdwerken, einfachen Siedlungen, Bestattungsplätzen und wie Rohmaterialbeschaffung und -verteilung gesteuert wurde. Das für eine Dauer von drei Jahren beantragte Forschungsprogramm soll sehr gezielte Feldarbeit (Prospektionen und Sondagen) mit der Auswertung und der Verarbeitung der Daten kombinieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Person
J.-P. Demoule