Funktionelle Beckenbodenstrategien bei gesunden, postpartalen und harninkontinenten Frauen: Mechanismen, Kompensationen, Einsatz in Therapie und Prävention
Final Report Abstract
Das Projekt hatte vier Ziele: Erforschung der Kontinenzmechanismen bei gesunden Frauen und der Inkontinenzmechanismen bei Frauen mit Belastungsinkontinenz; randomisierte Untersuchung eines daraufhin entwickelten spezifischen Beckenboden-Rehabilitationsprogrammes bei den inkontinenten Frauen sowie Entwicklung einer Präventionsstrategie. Wir fanden heraus, dass bei allen gesunden Frauen der Beckenboden schon vor dem Druckanstieg im Bauchraum für einen Hustenstoß z.B. anspannt (Präkontraktion) und die Blasenposition stabilisiert. Die Harnröhre wird im weiteren Verlauf der Druckerhöhung gegen den Beckenboden gepresst, die Frau bleibt kontinent. Bei Frauen mit Belastungsinkontinenz lag die Blasenhalsposition im Ultraschall im Stehen in Ruhe deutlich tiefer und der Verschlussdruck der Harnröhre in Ruhe war geringer, als bei kontinenten Frauen. Eine Beckenboden-Präkontraktion zeigten nur 74 % der inkontinenten Frauen. Kontinente und inkontinente Frauen führten eine willkürliche maximale Beckenboden-Kontraktion mit einer hohen Steigerung des Druckes im Bauchraum aus, was zu einer Senkung der Blase führt. Bei einer nur submaximalen Beckenbodenkontraktion mit „halber Kraft“ wurde dies vermieden, die Anhebung der Blase blieb jedoch ähnlich. Die submaximale Beckenbodenkontraktion konnte zudem signifikant länger gehalten werden, was im Alltag besonders wichtig ist. Wir schlussfolgern, dass die Kontinenz durch die Blasen-stabilisierende Beckenboden-Präkontraktion und den Verschlussdruck in der Harnröhre gesichert wird. Liegt die Blase jedoch schon in Ruhe deutlich tiefer, kann die Beckenbodenaktion nicht richtig wirken und die Druckerhöhung abfangen. Dadurch kommt es zum Urinverlust. Aus diesen Ergebnissen wurde ein spezifisches Rehabilitations-Konzept entwickelt und in einer randomisierten Studie im Vergleich zur Beckenbodentraining mit einem EMG-Biofeedbackgerät geprüft: Beide Rehabilitationsmethoden zeigten signifikante Verbesserungen der Blasenfunktion ohne Differenzen zwischen den Gruppen. Das spezifische Beckenbodentraining hat jedoch den Vorteil, dass kein tägliches Training erforderlich ist, sondern „nur“ die bewusste Integration der Beckenbodenaktivität in den Alltag. Der Kindskopf bei schwangeren Frauen verursachte erhebliche Artefakte. Die Mitmachbereitschaft der Frauen nach ihrer ersten Geburt zur aktiven Intervention war schlecht, so dass weder eine Prüfung der Beckenbodenrehabilitation nach der Geburt als Behandlung noch als Prävention geprüft werden konnte. Beckenboden-Funktionsstörungen der Frau. Im Gespräch: Bärbel Junginger, Kaven Baeßler. pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_64 [2012] 6
Publications
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Junginger B, Metz M, Baessler K
- Is BMI associated with increased intraabdominal pressure and lower bladder neck position and greater genital hiatus on ultrasound? Int Urogynecol J 2014 July, Vol 25; Suppl 1, S135. 39. Annual Meeting der International Urogynecological Association, Washington
Baessler K; Ruehl M; Junginger B