Detailseite
Projekt Druckansicht

Emotionale Modulation von Gedächtnisenkodierung und -abruf im Kontext des Tatwissentests

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 157865367
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Tatwissentest ist ein wichtiges Verfahren der forensischen Psychologie, das der Aufdeckung verheimlichten Tatwissens dient. Frühere Studien zur Validität dieses Tests basierten meist auf artifiziellen, stark standardisierten Laborbedingungen und ließen die Frage außer acht, wie und welche Tatdetails während eines emotional aufwühlenden kriminellen Delikts überhaupt enkodiert werden. Zur Beantwortung dieser Frage wurden sowohl Analogstudien mit speziell entwickeltem Stimulusmaterial (komplexe Bildergeschichten) als auch Scheinverbrechenstudien durchgeführt, in denen Probanden einen simulierten Diebstahl begangen. Die Enkodierung der Tatdetails erfolgte inzidentell und das Tatwissen wurde entweder direkt nach der Tat oder nach einer zeitlichen Verzögerung mit Hilfe eines Tatwissentests überprüft. Dabei kamen sowohl autonome (elektrodermale, respiratorische und kardiovaskuläre Größen) als auch neuronale Maße (ereigniskorrelierte Potentiale im EEG und funktionelle Magnetresonanztomographie) zum Einsatz. In diesen Studien konnten wir zeigen, dass (1) erhöhter Stress die Erinnerung an periphere Tatdetails verringert, dies jedoch nicht zwangsläufig mit einer Reduktion der Validität des Tatwissentests verbunden ist; (2) diese Effekte auf neuronaler Ebene durch temporoparietale Regionen vermittelt werden, sich jedoch nicht durch einfache Aufmerksamkeitseffekte im Sinne einer verstärkten Betrachtung erklären lassen; (3) die Tiefe der Verarbeitung elektrodermale Reaktionen im Tatwissentest moduliert, jedoch keinen Einfluss auf elektrokortikale Erkennungsmaße hat; (4) neuronale Aktivität im Tatwissentest primär die Wiedererkennung von enkodierten Tatdetails anzeigt und sich damit auch zur Detektion von Planungen krimineller Delikte eignet. Auf der anderen Seite haben jedoch Unschuldige mit tatspezifischem Wissen (z.B. Zeugen) ein hohes Risiko falsch positiv klassifiziert zu werden. Schließlich konnten wir zeigen, dass sich (5) okulare Maße wie Fixationsparameter oder Blinzler zur Aufdeckung tatspezifischen Wissens eignen. Die vorliegenden Studien demonstrieren die Eignung des Tatwissentests zur validen Identifikation von Tätern auch unter realitätsnäheren Bedingungen. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Theorienbildung in diesem Bereich und haben wichtige Implikationen für den Anwendungskontext. Auf Basis dieser Ergebnisse erscheint eine entsprechende Erweiterung des Methodeninventars zur Optimierung der polizeilichen Ermittlungsarbeit vielversprechend.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung