Social behaviour and communication of free-ranging Guinea baboons (Papio papio)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Paviane (Papio spp.) gelten als eines der wichtigsten Modelle für die Evolution von Sozialsystemen bei Primaten. Ausgehend von einem Ursprung im südlichen Afrika hat sich die Gattung im Pleistozän über große Teile des Kontinents ausgebreitet. Guineapaviane (P.papio) sind neben Mantelpavianen (P.&hamadryas) einer der beiden Endpunkte dieser Ausbreitung. Im Gegensatz zu anderen Pavianarten, deren Sozialstruktur und Verhalten umfassend erforscht wurde, lagen für Guineapaviane zu Beginn unserer Studie kaum Daten vor. Wir führten von 2010-2011 Verhaltensbeobachtungen, Lautaufnahmen und Playbackexperimente an freilebenden Guineapavianen durch, die in der Nähe der DPZ Feldstation Simenti im Niokolo Koba Nationalpark im Senegal leben. Unsere Analysen der sozialen Organisation basierten auf der Auswertung von dyadischen räumlichen Distanzen, die mittels GPS und durch Fokusbeobachtungen erhoben wurden. Guineapaviane leben demnach in Gruppen mit mehreren Levels, wobei einzelne Männchen sehr enge Kontakte untereinander pflegen. Tiere, die mehr als zwei Drittel der Zeit in räumlicher Nähe verbrachten, bezeichneten wir als Mitglieder einer Party. Zwei oder mehr Parties schließen sich regelmäßig zu einem höheren Verband zusammen, der so genannten Gang. Dabei teilen sich mehrere Gangs dasselbe Streifgebiet, und werden von uns als Community bezeichnet. Analysen des Sozialverhaltens und der genetischen Verwandtschaft von männlichen Tieren ergaben, dass Tiere innerhalb einer Gang enger miteinander verwandt sind als Tiere aus verschiedenen Gangs. Dies steht im Einklang mit der Annahme, dass die männlichen Tiere eher in ihrer Gruppe verbleiben, während die Weibchen auswandern. Interessanterweise fanden wir jedoch keine Korrelation zwischen der Qualität der Beziehung und der Verwandtschaft. Vermutlich spielen daher noch andere Parameter für die Herausbildung enger Bindungen zwischen Männchen eine Rolle. Insgesamt entsprechen die Ergebnisse weitgehend der Annahme eines Süd-Nord Gradienten von ansteigender Toleranz und Kooperationsbereitschaft bei Pavianmännchen. Dieser Gradient wird auf die besondere Populationsdynamik während der Ausbreitung der Gattung von Süden nach Norden zurückgeführt ( Frontierhypothese ). Playbackexperimente, in denen die männlichen Tiere Laute von Mitgliedern der eigenen Gang, einer anderen Gang im selben Gebiet oder fremden Tieren vorgespielt bekamen, ergaben anders als erwartet, dass die Tiere hauptsächlich auf die Laute von Tieren der eigenen Gang reagieren. Dies steht im Einklang mit ihrer geringen Territorialität und spricht dafür, dass sie ein reges Interesse daran haben, affiliative Interaktionen in ihrer eigenen Gruppe zu verfolgen. Die Struktur der Lautmuster der Tiere entspricht weitgehend derer anderer Paviantaxa. Allerdings reflektiert der Einsatz der Laute die Unterschiede im sozialen Stil und der geringen Konkurrenz unter Männchen. Vokale Signale wurden vornehmlich zur Regulation freundlicher Interaktionen eingesetzt, während vokale ‚Display-Kämpfe‘ kaum beobachtet wurden. Mit dieser Studie konnte die Grundlage für weitere Untersuchungen der kognitiven Voraussetzungen für ein Leben in einer komplexen Gesellschaft gelegt, sowie Daten für eine breit angelegte vergleichende Untersuchung der Kommunikation von Pavianen gewonnen werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2011): Group composition of Guinea baboons (Papio papio) at a water place suggests a fluid fission‐fusion social organisation. International Journal of Primatology 32: 652‐668
Patzelt, A., Zinner, D., Fickenscher, G., Diedhou, S., Camara, B., Stahl, D. & Fischer, J.
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(2011): Transmission Characteristics of Primate Vocalizations: Implications for Acoustic Analyses. PLoS One 6: e23015
Maciej, P., Fischer, J., Hammerschmidt, K.
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2012. Affengesellschaft. Suhrkamp Verlag, Berlin
Fischer, J.
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(2013) Social monitoring in a multi‐level society: a playback study with wild Guinea baboons. Behavioural Ecology and Sociobiology, 67: 61-68
Maciej, P., Patzelt, A., Ndao, I., Hammerschmidt, K. & Fischer, J.