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Effekte des Alters und Alterns auf die Wahrnehmung und Gedächtnis für Gesichter

Antragsteller Professor Dr. Stefan R. Schweinberger, seit 7/2014
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 69199027
 
Menschen gelten als Experten für Gesichtererkennung. Diese Expertise ist jedoch für unter-schiedliche Kategorien von Gesichtern nicht gleichermaßen ausgeprägt. So weisen junge Erwachsene bessere Gedächtnisleistungen für Gesichter der eigenen Altergruppe auf, wäh-rend ein entsprechender „own-age bias“ (OAB) für ältere Probanden nicht konsistent gezeigt wurde. Während der ersten Förderperiode wurde eine Reihe von Studien durchgeführt, die den OAB und die ihn begleitenden ereigniskorrelierten Potentiale (EKP) genauer untersuchten. Es wurde beispielsweise gefunden, dass junge Probanden Gesichter bis zu einem Alter von ungefähr 45 Jahren ähnlich gut erinnern, während ihre Gedächtnisleistung für ältere Gesichter deutlich abnimmt. Das Auftreten eines OAB bei älteren Probanden scheint weiterhin abhängig vom Ausmaß des Kontakts zu alten und jungen Personen zu sein. Schließlich wurde für junge im Vergleich zu alten Gesichtern eine größere okzipito-temporale P2 sowie ein größerer Inversionseffekt in der N170 gefunden, was für detailliertere perzeptuelle Verarbeitung von jungen Gesichtern spricht. Der OAB wurde in mehreren Studien von einem erhöhten EKP-Alt/Neu-Effekt begleitet, was wiederum im Sinne einer detaillierteren Erinnerung an Gesichter der eigenen Altersgruppe interpretiert wird. In der zweiten Förderperiode soll verstärkt der Einfluss des Probandenalters auf die Wahrnehmung sowie Rekognition von Gesichtern und entsprechende neuronale Korrelate unter-sucht werden. Dabei soll (i) die perzeptuelle Verarbeitung von Gesichtern (anhand kategoria-ler Adaptationsparadigmen und dem sogenannten „composite face effect“, welcher die holistische Verarbeitung von Gesichtern misst), (ii) der Erwerb neuer perzeptueller Repräsentati-onen (anhand von Rekognitionsgedächtnisexperimenten und Paradigmen zum Lernen neuer Gesichteridentitäten), sowie (iii) der Zugriff auf semantische und Namensrepräsentationen (mithilfe von semantischem Priming und dem Erlernen neuer Gesicht-Name- und Gesicht-Beruf-Assoziationen) untersucht werden. Weiterhin sollen EKP-Korrelate dieser Verarbeitungsebenen (N170, N250, N400) zwischen alten und jungen Probanden verglichen werden. Zusammenfassend trägt die hier beantragte Forschung zum übergeordneten Ziel der Forschergruppe bei, indem sie neuartige und theoretisch relevante Ergebnisse über altersbezogene Veränderungen auf allen in aktuellen Modellen beschriebenen Verarbeitungsebenen der Personenwahrnehmung zu erzielen sucht.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Holger Wiese, bis 7/2014
 
 

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