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Massenkultur. Studien zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Modernität in Frankreich (1880 - 1980)
Antragstellerin
Professorin Dr. Stefanie Anna Middendorf
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2009 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 158108265
Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden neue Kulturformen wie Kino, populäre Presse oder kommerzielle Freizeitangebote in Frankreich als Ausdruck einer fundamentalen gesellschaftlichen Krise angesehen. Sie standen für die zunehmende Urbanisierung, Technisierung und Industrialisierung, vor allem aber für die scheinbar unaufhaltsame Demokratisierung der Gesellschaft und damit für den Aufstieg der „Massen" zur politischen und kulturellen Macht. Massenkultur verkörperte vor diesem Erfahrungshintergrund die so bedrohliche wie faszinierende Ambivalenz des Modernen zwischen Individualität und Kollektivität. Unterschiedliche Gruppierungen (u.a. Sittlichkeits- und Kultuvereine, Vertreter der katholischen Kirche, Wissenschaftler, Kulturpolitiker, Gewerkschafter) sahen sich vom Aufstieg der Massenkultur herausgefordert und suchten nach Strategien der Abwehr, Regulierung oder Umgestaltung. Mit ihren Interventionen wirkten sie über einen Zeitraum von etwa hundert Jahren darauf hin, dass massenkulturelle Formen nicht mehr allein als Krisenphänomene, sondern auch (und in zunehmendem Maße) als Medien gesellschaftlicher Neuordnung oder individueller Aneignung begriffen werden. Somit analysiert die Studie die Etablierung einer sich als modern verstehenden Gesellschaftsordnung, in welche die culture de masse als eigene Kulturfom integriert wurde. Da sich vergleichbare Prozesse in anderen europäischen Gesellschaften beobachten lassen, bietet der französische Fall zudem exemplarische Einsichten in die Geschichte europäischer Modernität(en).
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen