Neural mechanisms of reconsolidation blockade in humans
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Abruf konsolidierter Gedächtnisinhalte versetzt diese in einen labilen Zustand, sodass ein Restabilisierungsprozess erforderlich ist, der als Rekonsolidierung bezeichnet wird. Während der Rekonsolidierung sind reaktivierte Erinnerungen anfällig für pharmakologische und psychologische Manipulationen. Wenngleich Rekonsolidierungsmanipulationen neue Möglichkeiten zur Änderung unerwünschter Erinnerungen bei verschiedenen psychiatrischen Störungen bieten könnten, sind die neuronalen Grundlagen der Gedächtnisrekonsolidierung noch immer unbekannt. In dem vorliegenden Forschungsprojekt wurde untersucht, (i) ob die Gabe des β-adrenergen Antagonisten Propranolol nach der Gedächtnisreaktivierung die Rekonsolidierung emotionaler Erinnerungen blockieren kann and (ii) welche Hirnareale mit der Rekonsolidierung sowie deren Blockade durch Propranolol assoziiert sind. Gesunde, junge Versuchspersonen erhielten ein Placebo oder Propranolol (40 mg) in Tablettenform bevor sie neutrale und emotionale Bilder, die sie tags zuvor gelernt hatten, reaktivierten. Am Folgetag wurde die Erinnerungsleistung der ProbandInnen getestet. Während der Reaktivierung und während des Gedächtnistests wurde die Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomographie erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass Propranolol vor der Gedächtnisreaktivierung die spätere Erinnerungsleistung für emotionale Bilder reduzierte. Propranolol ohne Gedächtnisreaktivierung oder die Reaktivierung nach Placeboeinnahme hatten keinen Einfluss auf das Gedächtnis. Auf neuronaler Ebene ging die Reaktivierung mit erhöhter Aktivität in der Amygdala und dem Hippocampus einher. Dieselben Strukturen zeigten bei den TeilnehmerInnen, die Propranolol vor der Reaktivierung erhalten hatten, ein verändertes Aktivitätsmuster im Gedächtnistest. Das vorliegende Ergebnismuster deutet darauf hin, dass Propranolol die Rekonsolidierung emotionaler Erinnerungen blockiert, indem es die Aktivität in jenen Hirnregionen moduliert, die während der Gedächtnisreaktivierung aktiv sind. Diese Befunde liefern neue Einblicke in die Dynamik menschlicher Gedächtnisprozesse und könnten bedeutsame klinische Implikationen haben.