Der fürstliche Badepavillon als Repräsentations- und Nutzbau im 17. und 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das DFG-Projekt rückt das Bad und das Baden im Barock in ein neues Licht: Bisher galten Bäder vor allem als Repräsentationsorte, durch die vorliegende Arbeit wird deutlich, dass es eine intensive Wechselwirkung zwischen dem Baden und der Zeichenhaftigkeit des Badens gab und der Barock durchaus kein wasserfernes Zeitalter war. Besonders das Baden in Thermalquellen, das therapeutische Baden, wurde vom Adel in der Zeit um 1700 verfolgt. Daneben bauten sich die Fürsten aber auch in ihren eigenen Residenzgärten repräsentative, mit Material und Kunstgegenständen reich ausgestattete Bäder, so dass die Kurbademode Einzug in den engsten Bereich der höfischen Gesellschaft erhielt. An drei Fallbeispielen wurde die Frage der repräsentativen bzw. funktionalen Aspekte des Badepavillons untersucht: In der Łazienka in Warschau entstand ein Bad als Musentempel, das dem Bauherrn zur Positionierung seines Geschlechts in der polnischen Adelsgesellschaft diente. In Kassel richtete man das Marmorbad durch den Künstler Pierre-Étienne Monnot so kunstvoll ein, dass es nicht auffiel, dass der Bau fragmentarisch blieb. Das Bad überzeugte schon als Galerieraum und konnte zudem als symbolischer Jungbrunnen der Hessen-Kassler Dynastie fungieren, obwohl er nicht real an Wasser angeschlossen wurde. In München richtete man einen Badepavillon für festliche Versammlungen ein, der den Besuchern zeigen sollte: An diesem Ort pflegten die männlichen Familienmitglieder ihre Virilität in Hinblick auf eine reiche Nachkommenschaft der Wittelsbacher Dynastie. Doch der Bau war nicht nur symbolisch ein Garant eines an Nachkommen reichen Geschlechts, denn man förderte auch real mit Kaltbädern und später auch Badekuren und Warmbädern, die dann auch für die weiblichen Familienmitglieder zugänglich waren, die Fruchtbarkeit der Familie. Das Bad hatte also keine geschlechtsspezifische Zeichenhaftigkeit, es galt vielmehr umfassend als fruchtbarkeitsfördernd und stand symbolisch für die Zukunft der Dynastie. Bei der Einrichtung von Badarchitektur orientierte man sich dabei an den zeitgenössischen Kenntnissen und regionalen Gewohnheiten. Die Heizsysteme entsprangen den Kenntnissen der eigenen Ingenieure, die Bäderanwendungen wurden von den Leibärzten entwickelt, die Ausstattung und Badehausarchitektur fanden ihre Vorbilder zumeist in der Auseinandersetzung mit der Antike. Das Baden war also eine europäische Angelegenheit, transkulturelle Einflüsse, zum Beispiel in Hinblick auf das türkische Badewesen, ließen sich nicht nachweisen, wohl aber Abhängigkeiten in Ausstattung und Art der Bäder an den europäischen Fürstenhöfen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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"Kurbadearchitektur im höfischen Kontext – Schloss Salaberg und die Nymphenburger Badenburg". In: Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege. 57. Jahrgang, Heft 3, 2016, S. 166-176
Vera Herzog
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Der fürstliche Badepavillon als zweckmäßige und repräsentative Bauaufgabe im späten 17. und 18. Jahrhundert. Deutscher Kunstverlag. Berlin 2016
Vera Herzog
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Baden für die Dynastie: Die Symbolik des fürstlichen Badepavillons am Beispiel der Lazienka in Warschau und der Münchner Badenburg. In: Kristina Deutsch, Claudia Echinger-Maurach, Eva-Bettina Krems (Hrsg.): Höfische Bäder in der Frühen Neuzeit. Gestalt und Funktion. Berlin-Boston 2017. S. 240 ff.
Vera Herzog