Detailseite
Projekt Druckansicht

Haithabu - Die Siedlungsgrabungen, Digitalisierung der Grabungsdokumentationen als Grundlage für die Auswertung der Siedlungsbefunde

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2010 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 159256728
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Beantragt wurde die digitale Umsetzung der Dokumentation der Grabungen H. Jankuhns (1935-39) und K. Schietzels (1963/64 und 1966-69) im zentralen, hafennahen Siedlungsbereich von Haithabu in ein Geographisches Informationssystem (GIS). Diese Digitalisierung ist Voraussetzung für die vielfältigen nun im Anschluss folgenden Analysen der Siedlungsbefunde in Haithabu. Durch das DFG-Projekt konnten sämtliche Bauhölzer digitalisiert und mit Daten hinterlegt werden, so dass diese nun im GIS abfragbar und sowohl zwei- als auch dreidimensional darstellbar sind. Auf diese Weise konnte die Gesamtzahl der innerhalb der annähernd 5.800 m2 großen Grabungsfläche aufgedeckten Bauhölzer erstmals auf knapp 48.000 bestimmt werden. Darüber hinaus wurden die Planums- und Profilzeichnungen der Grabungsjahre 1966-69 digital umgesetzt, so dass diese nun ebenfalls im GIS zwei- und dreidimensional vorliegen. Für die älteren Planums- und Profilzeichnungen wurde aufgrund ihrer abweichenden, schwerer digital umzusetzenden Dokumentation im GIS die Darstellung als Rasterdaten gewählt. Die Umsetzung der Grabungsdokumentation ist eine hervorragende Grundlage für die folgende Auswertung der Siedlungsbefunde. Hintergrund der Analyse ist das mit Haithabu verknüpfte Interesse, anhand dieses Platzes die frühe Stadtentwicklung in Nordeuropa zu erkunden. Dieser Grundfrage entsprechend gliedert sich die Analyse in vier Forschungsschwerpunkte. 1.) Holzbau und Konstruktion: In Bezug auf diesen Aspekt wurde der Blick in den vergangenen Jahren insbesondere auf die Erforschung der konstruktiven Entwicklung des frühstädtischen Hausbaus im Früh- und Hochmittelalter im Bereich der Schleswiger Landenge gerichtet. Dabei wurden in die Analyse über die Baubefunde von Haithabu hinausgehend auch diejenigen aus Schleswig mit in die Betrachtung einbezogen. 2.) Siedlungsstruktur und -abfolge: Bei der Erforschung dieses Schwerpunkts steht derzeit die Analyse der zeitlichen und funktionalen Entwicklung der Bebauung beiderseits des parallel zum Haddebyer Noor verlaufenden Nord-Süd Weges im Vordergrund. Bei diesem Bereich handelt es sich nicht nur um eines der ältesten Siedlungsareale innerhalb der Grabungsflächen, sondern es lässt sich auch deutlich eine Änderung in der Parzellenbebauung von größeren Wohngebäuden entlang des Weges in der Frühzeit hin zu kleineren Werkstätten auf beiden Seiten der Straße in der späteren Zeit beobachten. Dieses mag als Beispiel für eine frühe funktionale Differenzierung innerhalb der Parzellenbebauung gewertet werden. 3.) Wirtschafts- und Sozialtopographie: Diese Analyse erfolgt durch die Verknüpfung von Baubefund und Fundmaterial. In diesem Arbeitsbereich, der umfangreiche Vorarbeiten nicht nur zur Ausgliederung der Bauabfolge inklusive Zuordnung ehemaliger Oberflächen, sondern auch die digitale Erfassung des Fundmaterials nötig macht, konnte in ersten Studien beispielhaft eine Bernsteinwerkstatt wahrscheinlich gemacht werden. 4.) Dendrochronologisch/dendroökologische Studien: In diesem Forschungsbereich wurde insbesondere der Ausgliederung von Baumindividuen und ihrer Bedeutung für die Bauanalyse nachgegangen. Ausgehend von den Jahrringverläufen aus Haithabu, Schleswig und vom Danewerk sollen dendroökologische Studien zur mittelalterlichen Bewaldung und Waldnutzung im Bereich der Schleswiger Landenge erfolgen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Хедебю, Поселение и Порт: старые Материалы и новейшие Исследования (Hedeby, Siedlung und Hafen: alte Materialien und neueste Forschungen). Ross. Arch. 2010, H. 1, 53-63
    C. von Carnap-Bornheim / V. Hilberg / S. Kalmring / J. Schultze
  • GIS-gestützte Auswertung wikingerzeitlicher Baubefunde in Haithabu. Rekonstruktion der ehemaligen Siedlungs- und Bebauungsstruktur. In: K.-P. Traub/J. Kohlus/Th. Lüllwitz (Hrsg.), Geoinformation für die Küstenzone 3. Beiträge des 3. Hamburger Symposiums zur Küstenzone und Beiträge des 8. Workshops zur Nutzung der Fernerkundung im Bereich der Bundesanstalt für Gewässerkunde/Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie ausgewählte Beiträge vom 20. Jahrestreffen der AG GIS-Küste, Themenschwerpunkt „Archäologie und Küste“ (Norden - Halmstad 2011) 277-290
    J. Schultze
  • Zur konstruktiven Entwicklung des frühstädtischen Hausbaus in Haithabu und Schleswig. In: A. Diener/J. Müller/M. Untermann (Red.), Holzbau in Mittelalter und Neuzeit. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 24 (Paderborn 2012) 99-110
    J. Schultze
  • Zwischen Experiment und Museumsbau. Verschiedene Stufen der Authentizität bei der Rekonstruktion der Wikinger Häuser Haithabu. In: Experimentelle Archäologie in Europa – Bilanz 2012, 246-262
    J. Schultze
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung