Steuern, Firmenheterogenität und Unternehmensfinanzierung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Zentrum des Projekts stand die Frage, inwiefern Wechselwirkungen zwischen Körperschaftbesteuerung und der unternehmerischen Governance Variablen auf Firmenebene, vornehmlich die Kapitalstruktur, beeinflussen. Dabei wurde auf ein Bilanzdatenpanel für Firmen aus den EU-27 Ländern (AMADEUS) zurück gegriffen. Die Ergebnisse des Projekts sind in zweierlei Hinsicht nicht nur für den akademischen, sondern auch für den wirtschafts- und finanzpolitischen Diskurs bedeutend. Einerseits sollte es im Hinblick auf die Finanzierungsneutralität des Körperschaftsteuersystems nicht nur von Relevanz sein, ob Unternehmen den Abzug von Fremdkapitalzinsen als Steuerschutzschild nutzen, sondern auch, in welcher Höhe sie dies tun. Das Projekt identifiziert diesbezüglich wichtige Dimensionen der Firmenheterogenität. So legen die Ergebnisse nahe, dass Firmen mit einer konzentrierten Eigentümerstruktur ihre Kapitalstruktur stärker an Variationen des Körperschaftsteuersatzes anpassen als solche mit einer breiter gestreuten Eigentümerstruktur. Dieses Ergebnis passt zu der These, dass in ersteren Agency-Probleme eine geringere Rolle spielen und die Körperschaftbesteuerung als Determinante der Kapitalstruktur somit eine größere Relevanz besitzt. Als weiteres Ergebnis lässt sich festhalten, dass Familienunternehmen ihre Kapitalstruktur weniger stark an die Körperschaftbesteuerung anpassen als Nichtfamilienunternehmen. Andererseits kann eine verbesserte Corporate Governance, wie jüngere Studien belegen, zu einem stabileren Finanzsystem und höherem Wirtschaftswachstum beitragen. Vor diesem Hintergrund legen die Ergebnisse nahe, dass eine stärkere Steueradministration eine Verbesserung der Corporate Governance zur Folge haben kann. Dies lässt sich damit erklären, dass eine Regierung auf diesem Wege zu einer stärkeren Überwachung des Managements beitragen kann. In Kombination mit einem höheren Steuersatz würde dann der verfügbare Cash-Flow begrenzt, welcher andernfalls von Managern in unprofitablen Investitionen verschwendet werden könnte. Ein ähnlicher steuerlicher Effekt ergibt sich auch bei Betrachtung der Eigentümerstruktur. Insbesondere in Civil-law Ländern zeigt sich für Firmen mit breiter gestreuter Eigentümerstruktur ein positiver Corporate Governance Effekt der Besteuerung. Dies könnte auf einen weniger stark ausgeprägten Aktionärsschutz in diesen Ländern zurückgeführt werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012), Opportunities to Divert, Firm Value, and Taxation: Theory and Evidence from European Firms, FinanzArchiv/Public Finance Analysis 68(1), 17-47
Krämer, R. und V. Lipatov