Gelähmte Wahrnehmung: Leistet der ventrale visuelle Pfad einen Beitrag zur motorischen Steuerung?
Final Report Abstract
In einer Reihe von Studien mit Patientin DF (visuelle Formagnosie in Folge einer Schädigung im ventralen Pfad) konnten wir zeigen, dass auch in Aufgaben, die klassischerweise verwendet werden um die Gültigkeit des Perception-Action-Modells zu prüfen, DF‘s Verhalten mit den Vorhersagen des Modells im Widerspruch steht. So zeigte Patientin DF, ähnlich wie Patienten mit optischer Ataxie, eine deutlich verschlechterte Leistung in Greifund Zeigeaufgaben, wenn die Objekte in der visuellen Peripherie darbeboten wurden. Weiterhin konnten wir zeigen, dass DF’s visumotorische Leistung sich nicht generell mit der Einführung einer zeitlichen Verzögerungen zwischen Objektdarbietung und Handlungsausführung verschlechtert. Vielmehr scheint ihr Defizit aufgabenspezifisch zu sein, abhängig davon welche Informationen nach der Zeitverzögerung zur Handlungskontrolle zur Verfügung stehen (allozentrisch/egozentrisch). Darüberhinaus legen unsere Studien nahe, dass die beobachtete Dissoziation zwischen bestimmten Wahrnehmungund Handlungsaufgaben teilweise darauf zurückgeführt werden kann, dass für die erfolgreiche Bewältigung der Aufgabe unterschiedliche Strategien und Hinweisreize (cues) genutzt werden können. Insgesamt machen diese Befunde deutlich, dass eine klare funktionelle Trennung zwischen Wahrnehmung und Handlung, wie vom Perception-Action- Modell ursprünglich postuliert, nicht haltbar ist. Alternativerklärungen, nach denen die Art der geforderten visuellen Informationen bestimmt ob der ventrale Pfad an motorischen Aufgaben beteilig ist, und welche die Interaktionen zwischen Wahrnehmungs- und Handlungprozessen betonen, gewinnen damit an Bedeutung.
Publications
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(2011). Letter posting and orientation matching: Two equivalent tasks in action and perception? Seeing and Perceiving, 24(2), 151-172
Hesse, C., Franz, VH. & Schenk, T.
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(2012). Visuomotor performance based on peripheral vision is impaired in visual form agnosic patient DF. Neuropsychologia, 50(1), 90-97
Hesse, C., Ball, K. & Schenk, T.