Spenden und Fundraising im Steuerstaat
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das geförderte Forschungsprojekt verfolgte das Ziel, die Interaktionen von Spendern, Spendenorganisationen und dem Staat theoretisch sowie empirisch zu durchleuchten. Im Rahmen des Projektes wurden drei wesentliche Forschungsfragen bearbeitet, deren zentralen Ergebnisse im Folgenden kurz dargestellt werden. 1) Der Zusammenhang von Fundraising-Aufwand und Spendenhöhe: Anhand eines Datensatzes, der individuelle Haushaltsdaten mit Daten zu begünstigten Spendenorganisation verbindet, konnte im Rahmen einer empirischen Analyse gezeigt werden, dass sowohl die absoluten Fundraisingausgaben als auch der relative Anteil der Fundraisingausgaben an den gesamten jährlichen Ausgaben einer Spendenorganisation einen negativen Einfluss auf die Spendenhöhe haben. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass die Spendenhöhe stark auf den Spendenzweck und die Transparenz der verwendeten Mittel reagiert. Spender, welchen der Spendenzweck ein besonderes Anliegen ist, spenden nahezu das Doppelte, und als besonders transparent eingestufte Organisationen erhalten deutlich größere Spendeneinnahmen. 2) Die Auswirkungen von exogenen Schocks auf das Spendenverhalten: Mit Hilfe eines Zeitreihendatensatzes der GfK sowie dem Taxpayerpanel des Statistischen Bundesamts wurde untersucht, inwiefern exogene Schocks wie beispielsweise Naturkatastrophen, die Einführung des Euro oder die Finanz- und Wirtschaftskrise das Spendenverhalten beeinflussen. Der mit der Euroeinführung stattgefundene Währungswechsel stellt ein natürliches Experiment dar, welches sich sehr gut für eine Analyse der sogenannten "Geldwertillusion" eignet. Hierunter versteht man das Phänomen, dass die Wirtschaftssubjekte Inflation unterschätzen und Geld einen im Vergleich zur tatsächlichen Kaufkraft zu hohen Wert beimessen. Mit Hilfe von Spendendaten wurde untersucht, ob die Umstellung der Währung zu einer Änderung der Spendenhöhe führt. Die Ergebnisse der Schätzungen zeigen, dass die Größenordnung der Geldwertillusion in Deutschland im Zuge der Euroeinführung im Vergleich zu früheren Studien wesentlich niedriger und zwischen 2,4 und 7,6 Prozent liegt. Darüber hinaus zeigen die Analysen, dass das repräsentativ erfasste Spendenvolumen für Deutschland weder auf größere Naturkatastrophen (Tsunami 2004) noch auf gesetzliche Änderungen an der steuerlichen Absetzbarkeit von Spenden reagiert. 3) Der Einfluss der Zusammensetzung des Haushaltseinkommens auf die Spendenhöhe: Daten der Veranlagungszeiträume 2001-2006 des Taxpayer Panels wurden genutzt, um zu untersuchen, inwiefern die Einkommenszusammensetzung einkommensteuerpflichtiger Personen in Deutschland deren Spendenverhalten beeinflusst. Diese Frage ist von Interesse, wenn sich die relative Bedeutung verschiedener Einkommensquellen über den Zeitverlauf hinweg verschiebt. Sollten mit einer solchen Verschiebung Änderungen im Spendenverhalten einhergehen, wäre sowohl für den Staat, dem aufgrund der Abzugsfähigkeit von Spenden als Sonderausgaben Steuereinnahmen entgehen, als auch für Non-Profit-Organisationen, die sich zum Teil aus Spenden finanzieren, eine Abschätzung dieser Veränderungen von Bedeutung. Im Ergebnis zeigt sich, dass insbesondere Kapitaleinkünfte und Einkünfte aus Gewerbebetrieb einen Einfluss auf die Spendenhöhe haben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2010). Private Contributions to Collective Concerns: Modeling Donor Behavior, Cambridge Journal of Economics, 34, 367-387
Von Kotzebue, A., B. U. Wigger
- (2013). Small is Beautiful - Experimental Evidence of Donors'Preferences for Charities, Economics Letters 120, 242-244
Borgloh, S., A. Dannenberg und B. Aretz
- (2014). On Collective Goods, Voluntary Contributions, and Fundraising. Springer-Gabler Verlag
von Kotzebue, A.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-04012-3) - (2015). Did the Euro Introduction led to money illusion. Empirical evidence from Germany. ZEW Discussion Paper No. 15-058
Bittschi, B. und S. Düppel
(Siehe online unter https://doi.org/10.2139/ssrn.2661471)