Detailseite
Projekt Druckansicht

Entflechtung der motivationalen Feinstruktur der intra-personalen Aggregation von Zahlungsbereitschaften für klimaschützende Maßnahmen

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162064814
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Freiwilliges Engagement für den Klimaschutz stellt aus ökonomischer Sicht eine private Bereitstellung eines rein öffentlichen, d.h. durch Nichtausschließbarkeit und Nichtrivalität im Konsum gekennzeichneten, Gutes dar. Das Projekt widmete sich der Frage der Determinanten solch individuellen Beitragsverhaltens, sowohl im konkreten Fall von Klimaschutz als auch im allgemeineren Fall eines linearen, rein öffentlichen Gutes. Zwei internetbasierte, feldexperimentelle Teilprojekte, einmal mit mehr als 6000, einmal mit knapp 1000 Teilnehmern aus allen Bevölkerungsschichten und Regionen in Deutschland, untersuchten die Entscheidung, eine reale Emissionssenkung von 1 Tonne Kohlendioxid bereitzustellen, sowie das Beitragsverhalten im klassischen linearen Öffentlichen-Gut-Spiel. Die feldexperimentellen Studien wurden durch zwei Laborstudien flankiert. Im Teilprojekt über die Beitragsentscheidung einer Emissionssenkung konnte erstmals für den Fall eines realen öffentlichen Gutes der theoretisch erwartete Anstieg der Beitragswahrscheinlichkeit durch einen niedrigeren Preis der Bereitstellungen nachgewiesen werden. Der Effekt ist mit 0,3% für eine Preissenkung um 1% jedoch sehr klein, was effiziente Subventionen ausschließt. Des weiteren sticht der Bildungsabschluss der Teilnehmer als hochsignifikante Bestimmungsgröße unter den sozio-demographischen Charakteristika heraus, und das unabhängig von Einkommen oder Wissenstand der Teilnehmer zu Emissionen. Die Qualität des vorhandenen (subjektiven oder objektiven) Wissensstands der Teilnehmer sowie deren Erwartungen über den Nutzen von Emissionssenkungen bilden eine weitere Gruppe hochsignifikanter Determinanten von Beitragsentscheidung und Zahlungsbereitschaft. Der Effekt erwarteten Nutzens für zukünftige Generationen ist dabei fast doppelt so hoch wie der persönlichen Nutzens. Überraschend bei der Korrelierung exogener Umweltvariablen mit den Teilnehmerentscheidungen war eine höhere Beitragswahrscheinlichkeit, wenn es in der Region des Teilnehmers in den Tagen vor seinerTeilnahme wärmer war. Als Determinante für höhere Beiträge im Öffentlichen-Gut-Spiel konnte die Größe der Gruppe, die ein reines öffentliches Gut bereitstellt, erstmals bestätigt und alternative Erklärungen durch entscheidende Weiterentwicklungen feld- und online-experimenteller Methoden ausgeschlossen werden. Demnach wird in größeren Gruppen unter bestimmten Bedingungen mehr und nicht, wie oft erwartet, weniger des öffentlichen Gutes durch freiwillige Beiträge produziert. Die Gruppengröße wirkt sich jedoch nur auf die Höhe der Beiträge, nicht aber auf die Beitragsentscheidung aus. Während Ersteres voll und ganz den subjektiven Erwartungen der Teilnehmer entspricht, erwarten die Teilnehmer einen gegenteiligen, negativen Effekt der Gruppengröße auf die Beitragsentscheidung. Das Projekt schließt damit erfolgreich wichtige Lücken in der Literatur, etwa über den Effekt der Gruppengröße oder zur Herangehensweise bei Zahlungsbereitschaftsschätzungen für Öffentliche-Gut-Beiträge. Insbesondere stellen die erreichten Resultate zwei inhaltliche und einen methodischen Fortschritt dar. Erstens stellen die Resultate des ersten Teilprojekts der klimapolitischen Debatte Evidenz über exogene und endogene Bestimmungsgrößen individuellen Engagements für Klimaschutz bereit. Zweitens vermögen die Resultate beider Teilprojekte die wissenschaftliche Debatte bezüglich neuer theoretischer Grundlagen für eine Vereinbarkeit von neoklassischer Theorie und empirisch/experimentell beobachtbaren Verhaltens privater Bereitstellung befruchten. Drittens wird experimentellen Forschern die im Projekt entwickelte, innovative und kosteneffektive Methodik zur Durchführung von Online-Feldexperimenten, insbesondere mit großen Gruppen, bereitgestellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013). Determinants of the Voluntary Provision of Public Goods: Experimental Investigations. Dissertation. Heidelberg University
    Diederich, Johannes
  • (2013). To Give or Notto Give: The Price of Contributing and the Provision ofPublic Goods. NBER Working Paper No. 19332
    Diederich, Johannes and Timo Goeschl
  • (2014). Motivational Drivers of the Private Provision ofPublic Goods: Evidence From a Large Framed Field Experiment. Discussion Paper No. 561, Heidelberg
    Diederich, Johannes and Timo Goeschl
  • (2014). The EffectofAmbient Noise on Cooperation in Public Good Games. Discussion Paper No. 560, Heidelberg
    Diederich, Johannes
  • (2014). Willingness to Pay for Voluntary Climate Action and Its Determinants: Field-Experimental Evidence. Environmental and Resource Economics 57(3), pp.405-429
    Diederich, Johannes and Timo Goeschl
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s10640-013-9686-3)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung