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Biodiversität der Wanzen (Heteroptera) aus dem Eozän der Grube Messel (Deutschland), aus Green River (USA) und aus weiteren paläogenen Fossilfundstellen, einschließlich der Analyse ihrer biogeographischen Bedeutung

Antragstellerin Dr. Sonja Wedmann
Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162143521
 
Bis heute ist größtenteils nicht bekannt, wie die heutige Biodiversität der Insekten entstanden ist und wie sie sich während des Känozoikums verändert hat. Das Gleiche gilt für viele Fragen zur historischen Biogeographie der Insekten sowie für mögliche Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und biogeographischen Diversitätsmustern. Im laufenden Projekt werden fossile Wanzen (Insecta: Heteroptera) aus verschiedenen paläogenen Fundstellen exemplarisch auf Ähnlichkeiten und Unterschiede in der überlieferten Biodiversität untersucht. Ein Schwerpunkt liegt auf den eozänen Wanzenfaunen der Grube Messel (Deutschland) und von Green River (USA). Unsere aktuellen Untersuchungen zeigen, dass die Biodiversität der Wanzen aus Messel höher zu sein scheint als in Green River, und bisher gibt es nur wenige Ähnlichkeiten auf niedrigem systematischem Niveau zwischen den beiden Fundstellen. Raubwanzen (Reduviidae) und Gitterwanzen (Tingidae) werden gerade eingehend untersucht, und diese beiden Gruppen unterscheiden sich in beiden Taphozönosen deutlich. Innerhalb der landbewohnenden Wanzen sind Erdwanzen (Cydnidae) in beiden Taphozönosen häufig, während aquatische und semiaquatische Taxa eine deutlich unterschiedliche Zusammensetzung haben. Die Untersuchung einer zusätzlichen Green River-Insekten Sammlung soll zeigen, ob sich dies bestätigt.Bei den Reduviiden zeigen neue Fossilnachweise aus Messel und Green River, dass bestimmte Gruppen im Eozän deutlich weiter verbreitet waren als heute, und dass ihre rezente Verbreitung reliktär ist. Frühere Studien haben ähnliche Ergebnisse auch für andere Insektengruppen erbracht, aber für Wanzen sind solche Untersuchungen bislang selten. Die biogeographischen Beziehungen zu sehr verschiedenen Regionen unterstützen die Annahme, dass das warme und ausgeglichene Klima im Eozän eine viel weitere Verbreitung vieler Insektengruppen ermöglichte. Dies wird oft in biogeographischen Untersuchungen von rezenten Taxa vernachlässigt, die ihre Analysen nur auf die rezente Verbreitung stützen (können). Mehr Studien von Fossilien können dieses Informationsdefizit beheben.Bisher lag der Schwerpunkt unserer Studien auf Messel und Green River. Im nächsten halben Jahr und besonders im dritten, hier beantragten Jahr sollen Vergleiche mit den Taphozönosen von Menat (Frankreich), Eckfelder Maar (Deutschland) und Baltischem Bernstein stattfinden.Basis für diese geplanten Analysen von Biodiversität und Biogeographie sind umfassende morphologische Studien. Für besonders detaillierte Untersuchungen werden wir auch MikroCT-Techniken einsetzen. Aufgrund des hohen Gehaltes an organischen Bestandteilen in den Sedimenten von Messel und Green River sind Labor-Röntgentomographiegeräte für diese Untersuchungen nicht gut geeignet. Deswegen werden wir die Untersuchungen an einem Synchroton durchführen, wo z.B. auch die Nutzung von Phasenkontrast möglich ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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