Der Umgang der Jurisprudenz mit literarischen Texten anhand niederländischsprachiger Literatur in Belgien und afrikaanssprachiger Literatur in Südafrika
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt hat belegt, dass die Analyse des juristischen Umgangs mit Literatur in Gerichtsverfahren auch in Belgien und Südafrika seit dem Ende des 19. Jh.s beschrieben und erklärt werden kann als Zunahme der relativen Autonomie von Literatur im Recht. Als juristisches Konzept, das diese Entwicklung begleitet, kann die exceptio artis ausgemacht werden, die je nach Rechtstradition und Nationalstaat sehr unterschiedliche Formen und Grade annehmen kann. Diese reichen von Praktiken der Rechtsprechung bis hin zur expliziten Verankerung in Gesetzestexten oder in der Verfassung, ermöglichen jedoch in bekannten Fällen immer nur eine relative, nie eine absolute Autonomie. Als entscheidender Punkt in der juristischen Entwicklung ist dabei der Moment zu lokalisieren, an dem Formen von exceptio artis auf zeitgenössische Literatur übertragen werden. Dieser Moment geht in der Regel einher mit der relativen Autonomisierung eines literarischen Feldes im Sinne Bourdieus. Ein solcher Prozess zeichnet sich in Belgien Ende des 19. Jh.s und in Südafrika in den 60er und 70er Jahren des 20. Jh.s ab. Der aus dem Projekt hervorgegangene englischsprachige Sammelband belegt zudem die Produktivität des hier verfolgten Ansatzes für komparatistische Studien: Er stellt den ersten Versuch dar, die Geschichte literarischer Gerichtsverfahren aus internationaler Perspektive zu analysieren und Bausteine für ihre systematische Erfassung zu liefern.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Long Walk to Artistic Freedom: Law and the Literary Field in South Africa, 1910- 2010, Dissertation Oldenburg 2013
Ted Laros
- “De omgang van de rechtspraak met literatuur in België. Aan de hand van Jef Geeraerts’ Black Venus.” Spiegel der Letteren 55.1 (2013): 35-49
Grüttemeier, Ralf
- “Literature in Law: Exceptio Artis and the Emergence of Literary Fields.” Law and Humanities 7.2 (2013): 204-17
Grüttemeier, Ralf & Ted Laros
- “Preparing the Ground for Artistic Freedom: Judicial Censorship in Pre-Apartheid South Africa, 1890-1948.” Journal of Dutch Literature 5.2 (2014): 35-61
Laros, Ted
- “Vier maanden gevangenis voor de Drievuldigheid bloot”. Hugo Claus’ toneelstuk Masscheroen.” In: Rick Honings, Lotte Jensen & Olga van Marion (Hg.): Schokkende boeken! Hilversum: Verloren, 2014, 73-80
Hupe, Katharina & Ralf Grüttemeier.
- “Het Brugse process tegen Camille Lemonniers L’Homme en amour en zijn betekenis voor het Belgische literaire veld rond 1900.” Spiegel der Letteren 57.3 (2015): 323-342
Hupe, Katharina & Ralf Grüttemeier
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.2143/SDL.57.3.3110507) - Literary Trials. Exceptio Artis and Theories of Literature in Court. New York/ London/ Oxford/ New Delhi/ Sydney: Bloomsbury ISBN HB: 978-1-5013-0317-3
Ralf Grüttemeier (Hg.)
- “Precarious Alliances between Literature and Law: A Tentative Account of the Case of Australia.” In: Martin Butler, Albrecht Hausmann & Anton Kirchhofer (Hg.): Precarious Alliances. Cultures of Participation in Print and Other Media. Bielefeld: transcript 2016. S. 257 ff.
Grüttemeier, Ralf