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Boulevard, Bohème und Jugendkultur: Verhandlungen von Massenmedialität und Marginalität.

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 163335848
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ein erstes wesentliches Ergebnis des Projektes liegt in der Erarbeitung der Grundlagen einer historischen Semantik des Boulevardbegriffs und einer Mediengeschichte des Boulevards, die zuvor in der literaturwissenschafllichen Forschung ein Desiderat darstellten. Zweitens sind eine Reihe exemplarischer Studien zum komplexen Verhältnis zwischen den Aktivitäten künstlerischer Subkulturen und ihrem Verhältnis zum Boulevard, den Massenmedien zustande gekommen. Im Anschluss daran konnte das Verhältnis von marginalisierten antibürgerlichen Subkulturen und Massenmedien neu perspektiviert werden. Entgegen der tradierten Ansicht einer unproduktiven, massenmedienkritischen Bohème konnte sichtbar gemacht werden, wie sich Bohmemilieus boulevardesker Strategien und Formate (wie faits-divers) bedienen. In Abkehr von klassenorientierten Betrachtungen und feldtheoretischen Arbeiten zur Bohème konnte in Anschluss an Jerrold Seigel (2010) die Bohème nicht als Gegensatz des bürgerlichen Milieus, sondern als produktives, die Ränder austestendes Milieu innerhalb der Gesellschaft bestimmt werden. Der Zusammenhang zwischen Boheme und bürgerlichen Milieus gestaltet sich als Feedback- und Interaktionszusammenhang, was ebenso für den Boulevard gelten muss, der mit der Analysekategorie des Soziotopos als ebenso empirischer wie imaginärer ,Ort' zu sehen ist, mittels dessen das topografisch verortbare Milieu als auch der imaginäre Ort intellektueller und künstlerischer Autonomie beschrieben werden können. Darstellungen zur Semantik von der Bohème nahestehenden, angrenzenden oder antagonistischen Sozialfiguren wie den Philistern, sowie in Ansätzen der Bobos und den Rastaquouères sind als Abgrenzungsbegriffe für die unscharfen Grenzen der Bohème erarbeitet worden. Dass es sich bei dem Forschungsthema um ein aktuelles und relevantes handelt, wurde durch die positive Resonanz sichtbar, die die Tagungen und Veröffentlichungen hervorgebracht haben. Der Tagungsband der Sektion „Haussmann und die Folgen. Vom Boulevard zur Boulevardisierung" beim Essener Frankoromanistentag (2011) wurde in der FAZ rezensiert. Die Siegener Tagung „Zur Aktualität der Bohème" und die veranstaltete Lesung mit Diedrich Diederichsen waren sehr gut besucht und das öffentliche Interesse schlug sich u.a. in Zeitungsartikeln in Die Welt, die taz, der Siegener Zeitung und Der Westen nieder.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Bohème als Bildungsmilieu: Zur Struktur eines Soziotopos, in: Soziale Systeme 16,2, S. 404-418
    Stanitzek, Georg
  • Bewegung als Mythologie der Moderne. Vier Studien zu Baudelaire, Flaubert, Taine, Valéry, Bielefeld: transcript
    Hülk, Walburga
  • Bohème -Boulevard - Stil: Kommentar zu einem flickr-Bild von Rainald Goetz. In: Walburga Hülk (Hg.): Haussmann und die Folgen. Vom Boulevard zur Boulevardisierung. Tübingen: Narr (Edition lendemains, 25), S. 137-150
    Stanitzek, Georg
  • Haussmann und die Folgen. Vom Boulevard zur Boulevardisierung, Tübingen: Narr (edition lendemains, Bd. 25)
    Hülk, Walburga/Schuhen, Gregor (Hg.)
  • „Werde der du bist. Vom Bildungsroman zum Unternehmer-Ich", in: Krauss, Charlotte/Rentel, Nadine/Urban, Urs: Storytelling in der Romania. Die narrative Produktion von Identität nach dem Ende der großen Erzählungen. LIT Verlag Münster, 2014. S. 131-144
    Hülk, Walburga
 
 

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