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Phänomenologie der Sinnereignisse

Antragsteller Professor Dr. Laszlo Tengelyi (†)
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 163371427
 
Von einem „Ereignis des Sinnes" ist erstmals einschlägig bei dem litauisch-französischen Philosophen Emmanuel Levinas die Rede; ähnlich gelagerte Ausdrücke wie „sens spontané“ oder „sens se faisant“ stehen für zentrale Problemstellungen der neueren Phänomenologie in Frankreich. Gemeint ist im Wesentlichen ein Sinnbildungsvorgang, der sich nicht auf eine Sinngebung durch das intentionale Bewusstsein reduzieren lässt, da er das Bewusstsein vielmehr mit neuem Sinn konfrontiert, zumeist auf überraschende Weise. Einfache Beispiele sind ein plötzlicher Einfall, eine scheinbar unvorbereitete Einsicht oder auch das Umschlagen einer Lektüre, bei der man auf einmal zwischen den Zeilen zu lesen beginnt. Bei diesen Phänomenen handelt es sich um Ereignisse, in denen unverhofft ein neuer Sinn für das Bewusstsein aufkommt. Sie gewähren uns einen Einblick in einen Sinnbildungsvorgang in der Erfahrung, der in seiner Unverfügbarkeit allerdings ständig Gefahr läuft, in Sinnverlust, Sinnentleerung und Sinnentstellung umzuschlagen. Der Psychopathologie und der Psychoanalyse ist diese Gefahr in Gestalt der Folgen von Traumatisierungen bekannt. Aber es begegnen uns auch in Geschichte und Politik plötzlich eintretende Ereignisse, die im steten Verlauf der Geschehnisse (mitunter erst nachträglich erkennbare und namhaft zu machende) Einschnitte markieren, die sich dennoch nicht selten gewaltsam durchsetzen und in manchen Fällen sehr wohl geeignet sind, neuen Sinn zu stiften, aber in ihrer sinnstiftenden Kraft stets umstritten bleiben. Eine intentionale Analyse gewohnter Art kann diesen Phänomenen nicht restlos Rechnung tragen. Sie machen deshalb eine Umwandlung des phänomenologischen Erbes und damit eine Arbeit an der Tradition erforderlich. Dieser Aufgabe, die im „Vorwort" zur beigelegten Textsammlung ausführlicher geschildert wird, stellen sich die Autoren unseres Bandes.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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