Ökonomien der Reproduktion. Interdisziplinäres Netzwerk zur Geschichte und Gegenwart menschlicher Fortpflanzung 1750-2010
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Erstmalig im deutschen Wissenschaftsraum wurden diejenigen Disziplinen in einen strukturierten und nachhaltigen Austausch gebracht, die historische wie gegenwärtige Entwicklungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin und -biologie erforschen: Soziologie, Sozial- und Kulturanthropologie, Social Studies of Science and Technology (STS), Wissenschaftsgeschichte, Medizingeschichte, Gesundheitswissenschaften und Philosophie. Durch die Einbindung internationaler Projekte und GastwissenschaftlerInnen wurde gleichzeitig dafür gesorgt, dass sich die NachwuchswissenschaftlerInnen auch international vernetzen. Der methodologische und theoretische Vergleich half Forschungsdesiderate in den jeweiligen Disziplinen zu identifizieren und zeitigte erste Ergebnisse. Die Versuche, die praxis- und begriffsbezogenen ethnographischen wie historischen Fallstudien miteinander zu verknüpfen, waren lehrreich, allerdings können die wenigen gemeinsamen Erfahrungen hier nur einen Anfang für eine weitere Verknüpfung historischer und ethnographischer Forschungsansätze sein. Der Versuch, die Geschichte der menschlichen Reproduktion und deren Beziehungen zur Ökonomie in einer longue-durée Perspektive gemeinsam zu betrachten, hat zur Identifizierung einzelner Phasen der Entwicklung vom 18. bis zum 21. Jahrhundert geführt, die durch eine spezifische Verknüpfung von „Ökonomie“ und „Reproduktion“ gekennzeichnet waren. Es ist allerdings kein allgemeines Erklärungsmuster formuliert worden, das die gesamten Verflechtungen beider Motive über diesen Zeitraum hinweg erfassen könnte. Für alle im Netzwerk beteiligten Disziplinen hat sich im Verlauf der Diskussionen die zentrale Bedeutung spezifischer Zeitlichkeitskonzepte für Begriffe und Praktiken der Reproduktion – wie Zeugung, Entwicklung, Schwangerschaft und Geburt, aber auch Genetik, Biotechnologien, assistierte Reproduktion – herausgestellt. Die Arbeit des Netzwerks hat außerdem gezeigt, dass „Ökonomien der menschlichen Reproduktion“ ein Zukunftsthema ist, das unbedingt weiter verfolgt werden sollte, gerade weil es zum einen auf die zunehmende Anwendung ökonomischer Denkansätze auf (menschliches) biologisches Material verweist und zum anderen die Produktion von Nachkommen in den Fokus der historischen Reflexion über gesellschaftliche Machtstrukturen rückt. In den thematisch vielfältigen und gut besuchten Tagungen wurde ferner immer wieder deutlich, dass noch mehr historische und transnationale Vergleiche notwendig sind, um ein Verständnis der sich heute entwickelnden Reproduktionsökonomien zu ermöglichen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(im Druck). Race, Gender and Reproduction. Philosophy and the Early Life Sciences in Context. Albany: Suny Press
Lettow, Susanne (Hg.)
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(2012). Reproductive Technologies as Global Form: Ethnographies of Knowledge, Practices, and Transnational Encounters. Frankfurt am Main, New York: Campus
Knecht, Michi, Maren Klotz & Stefan Beck (Hg.)