Integrative Erstellung einer konsistenten Terminologie zur Verlässlichkeit (RAMS) in der Automatisierungstechnik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Projektes konnten heterogene Perspektiven von Ingenieuren, Informatikern, Linguisten und Terminologen auf Terminologie in einem neuen Ansatz verbunden werden. Die daraus entwickelte Theorie geht Fragen der exakten Erfassung von Termini bis auf Wertebene, ihrer Modellierung in semantischen Zusammenhängen sowie ihrer inhaltlichen Abgrenzung nach. Dies inkludiert auch, wie sich unterschiedliche Verständnisräume (Fachsprachen, Unternehmenssprachen, Projektsprachen) zueinander verhalten und wie versteckte Missverständnisse dank der Formalisierung erkennbar werden können. Dazu wurde ein Modellierungskonzept erstellt, das Fachvokabular detailliert erfasst. Die Theorie wurde anhand einer Modellierung der Terminologie der Zuverlässigkeit getestet und optimiert. Dabei wurden 1414 Termini formalisiert erfasst. Zusätzlich wurde Terminologie anderer Bereiche (Normung, Wissenschaft, Wirtschaftspartner) auf Eigenheiten und Kompatibilität mit der Theorie geprüft. Dabei zeigte sich, dass sowohl bestehende Ansätze der Terminologienormung, der unternehmensorientierten Terminologielehre und der aktuellen Ontologie-Informatik zu kurz griffen und die Komplexität des Themas jeweils nur aus einer spezifischen Perspektive und mit Vereinfachungen abbilden konnten. Insbesondere für die Darstellung widersprüchlicher terminologischer Informationen, Spezialvokabularen und den Eigenheiten natürlicher Sprache konnte die im Projekt entwickelte Theorie Wegweisendes leisten. Das Interesse zahlreicher Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Normung belegt dies. Das iVA hat zudem parallel mit der Konzeption einer neuen Art von Terminologie-Software den Grundstein für eine konkrete Umsetzung gelegt. Die Umsetzung einer solchen Software verfolgt das iVA außerhalb des TERMKON-Projekts bereits jetzt und der entstehende Prototyp wird ebenfalls von allen Kreisen, mit denen die Projektmitarbeiter in die Diskussion eintreten, als vielversprechend empfunden. Hierbei zeigen sich aber auch Transferhürden, die in einem DFG-Erkenntnistransferprojekt zusammen mit einem Anwendungspartner überwunden werden sollen. Die Anwendungsmöglichkeiten der Ergebnisse werden dabei praktisch verdeutlicht. Hierfür wird vom Institut für Verkehrssicherheit ein DFG Erkenntnistransferprojekt angestrebt. Zusammenfassend hat sich die enge Verbindung von Arbeiten an der konkreten Terminologie der Zuverlässigkeit, der Blick auf die verschiedenen praktischen Einsatzgebiete und der theoretischen Modellierung als außerordentlich fruchtbar erwiesen. Die publizierten Ergebnisse können von Wirtschaftsunternehmen aufgegriffen und umgesetzt werden. Nach Einschätzung der Projektmitarbeiter ist die Chance für ein wirtschaftliches Interesse an einer Verwertung hoch. Überraschend im Projektverlauf war insbesondere, dass zu Projektbeginn kein gangbarer Weg identifiziert werden konnte, wirksam mit Sprachproblemen in interdisziplinären Teams umzugehen und hier vieles neu gedacht werden musste. In der konkreten Auseinandersetzung mit der Terminologie der Zuverlässigkeit wurde von den Projektmitarbeitern als überraschend empfunden, wie abhängig die einzelnen Termini tatsächlich voneinander sind und dass sich kaum eine Definition ohne Betrachtung naheliegender Termini sauber durchführen lässt. Ebenso erstaunt waren wir darüber, wie viele widersprüchliche Definitionen sich in Normenwerken befinden. Textanalysen haben zudem eine unerwartet hohe Terminologiedurchdringung gezeigt (allein in wenigen projektbegleitenden Dokumenten des FAMOS-Projekts mit einem Umfang von je ca. 60 Seiten ließen sich 5242 als fachsprachlich einzuordnende Ausdrücke identifizieren, von denen eine signifikante Zahl nicht als bekannt vorausgesetzt werden konnte). Alles in allem hat sich die Komplexität des Themas und seine hohe Relevanz in der Praxis als noch wesentlich größer herausgestellt, als anfangs vermutet. Dies zeigte sich auch in der Analyse der Terminologie der Zuverlässigkeit, die sich als umfangreicher und vernetzter zeigte, als wir anfangs angenommen hatten. Pfundmayr, Mike; Stein, Christian (2013): Terminologiearbeit in der Perspektive – Von der Datenbankrecherche zum integrativen Terminologiemanagement - Neue Wege zu Begriffsfestlegungen. In: Deutsches Institut für Normung e.V. (Hrsg.): DIN-Mitteilungen. Zeitschrift für deutsche, europäische und internationale Normung. Beuth
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Der iglos Terminologie-Engineering-Prozess (iglos tep) zur interdisziplinären und verteilten Terminologiearbeit. EKA 2010 – Entwurf komplexer Automatisierungssysteme 11. Fachtagung, Magdeburg, Mai 2010
Stein, C.; Schnieder, L.; Pfundmayr, M.
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Effektives Terminologiemanagement mit dem Werkzeug iglos. EKA 2010 - Entwurf komplexer Automatisierungssysteme 11. Fachtagung, Magdeburg, Mai 2010
Stein, C.; Schnieder, L.; Schielke, A. G.
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Innovative Terminologiearbeit als Grundlage sprachlicher Konvergenz. DIN-Mitteilungen: Zeitschrift für deutsche, europäische und internationale Normung. Mai 2010, S. 10-14
Schnieder, Lars
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Effektives Terminologiemanagement als Grundlage methodischer Entwicklung automatisierungstechnischer Systeme. at – Automatisierungstechnik. 59(1), S. 62-70, Januar 2011
Schnieder, L.; Stein, C.; Schielke, A. G.; Pfundmayr, M.
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Terminologiemanagementsysteme der nächstens Generation – Schlüssel für den Fachwortschatz. eDITion – Fachzeitschrift für Terminologie. (1), S. 26-31, Januar 2011
Schnieder, L.; Stein, C.; Schielke, A. G.
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(2012): Intelligente Glossare. In: Mitteilungen für Dolmetscher und Übersetzer. Hg. von Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer. Stuttgart: Kohlhammer, Jahrgang 2012, Heft 3, S. 46-50
Stein, Christian
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(2012): Terminologie-Ontologien im Einsatz: Über Missverständnisse unter Experten und Methoden zu einem besseren Verstehen. EKA 2012 – Entwurf komplexer Automatisierungssysteme 2012, Magdeburg: ifak
Stein, Christian