Klima, Landwirtschaft und Gesellschaft - Zur Nachhaltigkeit früher landwirtschaftlicher Systeme im Vorderen Orient
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Durch die Anwendung verschiedener Methoden der naturwissenschaftlichen Archäologie (Archäobotanik, stabile Kohlenstoffisotopie, Geoarchäologie) sowie der altorientalischen Philologie sollte mit diesem Projekt ein Beitrag zum Verständnis der Entwicklung früher komplexer Gesellschaftssysteme vom Neolithikum bis in die ausgehende Eisenzeit im Vorderen Orient geleistet werden. Dieses Ziel wurde durch die Erforschung der Nachhaltigkeit früher landwirtschaftlicher Systeme im Spannungsfeld zwischen Umweltdynamik und ökonomischer Anpassung umgesetzt. Als wesentlicher Beitrag des Projektes können die Ergebnisse zu den landwirtschaftlichen Bedingungen in Abhängigkeit von der Umweltentwicklung für einzelne Lokalitäten sowie für die gesamte Region des Fruchtbaren Halbmondes betrachtet werden. Weiterhin konnte mit den archäobotanischen Ergebnissen im Iran (akeramischer Fundplatz Chogha Golan) ein neuer Aspekt zum Grundverständnis der Entstehung der Landwirtschaft mit einem ähnlich frühen Beginn der Emmer-Domestikation im östlichen Fruchtbaren Halbmond wie im Westen erzielt werden. Beide Schlüsselerkenntnisse wurden jeweils in hochrangigen Fachzeitschriften (PNAS und Science) publiziert und zogen eine große Aufmerksamkeit in den Publikumsmedien auf sich. Über die Laufzeit des Projektes hinweg etablierte sich die Anwendung der stabilen Kohlenstoffisotopie auf archäobotanische Reste als Mittel der direkten Erfassung früher Wasserverfügbarkeit. Die Projektleiterin war an diesem Prozess maßgeblich durch zahlreiche Publikationen beteiligt. Weitere Beiträge zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn waren die Erfassung lokaler Klimaeffekte im Vorderen Orient vom Neolithikum bis in die Eisenzeit, die durch ihre Variabilität auch archäologisch feststellbare Unterschiede in den Veränderungen der Siedlungsmuster erklären können. Dementsprechend zeigen die stabilen Kohlenstoffisotopensignale in Pflanzenresten zwar in den Mittelwerten zunehmenden Wasserstress von der Früh- zur Mittelbronzezeit, weichen jedoch in den Minimalwerten für einzelne Lokalitäten deutlich voneinander ab. Dies verdeutlicht, dass die lokalen klimatischen Effekte im untersuchten Zeitraum häufig nicht einschneidend genug waren, um eine regionale oder überregionale Aufgabe von Siedlungen herbeizuführen. Aufschlussreiche Ergebnisse zur Transformierung landwirtschaftlicher Systeme wurden auch durch den Vergleich umweltarchäologischer Ergebnisse mit philologischen Quellen erzielt (die im Rahmen der altorientalischen Philologie angefertigte Dissertation wurde innerhalb der ersten drei Förderjahre abgeschlossen). Hier zeigte sich eine starke Verflechtung von Klimawandel, Umweltveränderung und wachsender sozialer, politischer und ökonomischer Komplexität, einschließlich Rückkopplungsmechanismen zwischen diesen Komponenten. Für den Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit weisen scheinbar widersprüchliche Merkmale von lokal höherem Wasserstress der Pflanzen, bei ansteigender Präsenz von Arten mit höheren Ansprüchen an die Wasserversorgung auf eine zunehmende Bedeutung von Bewässerungstechniken. Die vorgelegten Forschungsergebnisse zeigten außerdem, dass der Begriff des Kollapses in vielen Fällen die beobachtbaren Transformationen nur unzureichend beschreibt und eher für zeitlich und räumlich sehr begrenzte Ereignisse angewendet werden kann. Alle im Projekt ausgewerteten Daten weisen auf kontinuierliche Anpassungsvorgänge und Entwicklungen, die zum Teil puffernd auf umweltbedingte Veränderungen wirken.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2010, Plant production in a changing environment – The archaeobotanical remains from Tell Mozan. In: K. Deckers, M. Doll, P. Pfälzner and S. Riehl, Ausgrabungen 1998 - 2001 in der Zentralen Oberstadt von Tall Mozan / Urkeš: The Development of the Environment, Subsistence and Settlement of the City of Urkeš and its Region, SUN, Serie A, Vol. 3. 13-158
Riehl, S.
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2010. Oxygen isotopic composition of fruit carbonate in Lithospermeae and its relevance to paleoclimate research in the Mediterranean. Global and Planetary Change 71: 258–268
Pustovoytov, K., Riehl, S., and Hilger, H.
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2011. Climate and agricultural decision-making: Environmental constraints and economic development in Near Eastern sites between 5000 – 3500 cal BP. Archaeology and Human Ecology in Southwestern Asia. International Symposium in Honor of Hans-Peter Uerpmann
Riehl, S.
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2012. Mid-late Holocene agricultural system transformations in the northern Fertile Crescent: A review of the archaeobotanical, geoarchaeological, and philological evidence. L. Giosan, P. Clift (eds), Past Climate, Landscapes & Civilizations. AGU monograph series. 115-136
Riehl, S., Pustovoytov, K., Dornauer, A., Sallaberger, W.
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2012. Variability in ancient Near Eastern environmental and agricultural development. Journal of Arid Environments 86: 113-121
Riehl, S.
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2013. Emergence of Agriculture in the Foothills of the Zagros Mountains of Iran. Science 341 (6141):65-67
Riehl, S., Zeidi, M., Conard, N.J.
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2014. Drought stress variability in ancient Near Eastern agricultural systems evidenced by δ13C in barley grain, Proceedings of the National Academy of Sciences 111, 12348-12353
Riehl, S., Pustovoytov, K.E., Weippert, H., Klett, S., Hole, F.
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2015. Supra-regional trade networks and the economic potential of Iron Age II sites in the southern Levant, Journal of Archaeological Science: Reports 3, 525-533
Riehl, S., Shai, I.
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2015. Understanding the reasons for non-sustainability in past agricultural systems. In "Climate and Ancient Societies. Causes and human responses. The Stine Rossel Memorial Conference." (S. Kerner, Ed.), Kopenhagen. P. 291 – 312
Riehl, S.
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Resilience at the Transition to Agriculture: The Long-Term Landscape and Resource Development at the Aceramic Neolithic Tell Site of Chogha Golan (Iran), BioMed Research International 2015, 22
Riehl, S., Asouti, E., Karakaya, D., Starkovich, B.M., Zeidi, M., Conard, N.J.