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Experimentelle Untersuchungen zu Rumination und Achtsamkeit: Ein Mehrebenenansatz mit fMRI und ambulantem Assessment in klinischen und nichtklinischen Stichproben

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2010 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 166393969
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Rumination gilt als bedeutsamer Risikofaktor für die Entstehung und den Verlauf depressiver Störungen. Neuronale Grundlagen von Rumination, ebenso wie der Prädiktionswert solcher kognitiver Prozesse im Alltagskontext und deren potenzielle Beeinflussung, sind bislang im Depressionskontext nicht systematisch erforscht. In der ersten Förderphase des Projekts (2010-2013) erzielten wir wichtige Ergebnisse zu Einflussfaktoren, Korrelaten und Konsequenzen von Rumination anhand unseres Mehrebenenansatzes unter Einschluss von behavioralen Daten und physiologischer Stressmessung (Cortisol) aus dem Ambulanten Assessment (AA) sowie funktioneller Bildgebung (fMRT). Als vorrangige Ergebnisse betrachten wir hier a) dass die Induktion differenzieller Aufmerksamkeitsfoki (Rumination, Achtsamkeit) im Alltag differenzielle Auswirkungen auf Stimmung und spontane Rumination aufwiesen, b) dass bei remittiert depressiven Patienten (rMDD) und gesunden Kontrollen höhere Ruminatioslevels im Alltag mit höherer Cortisolausschüttung über den Tag einhergingen, sowie c) dass eine verstärkte Konnektivität des Default Mode Netzwerks (DMN) unter Einschluss der parahippocampalen Gyri (PHG) unter negativer Stimmungsinduktion durch Konfrontation mit negativen autobiographische Ereignissen bei rMDD-Patienten auf eine neuronale Narbe („scar“) hinweist, die mit negativer Stimmung und Rumination im Alltag korrelierte und im prospektiven Sechs-Monats-Zeitraum eine Verschlechterung von Rumination und depressiven Symptomen vorhersagte. Ziel der zweiten Förderphase (2014-2018) war es, die in der ersten Förderphase identifizierten alltagsbezogenen und neuronalen Auffälligkeiten bei den rMDD Patienten hinsichtlich ihrer Vorhersagekraft für den klinischen Symptomverlauf bis drei Jahre nach Studieneinschluss zu untersuchen. Zudem sollte anhand eines randomisiert kontrollierten Designs überprüft werden, ob ein vierwöchiges achtsamkeitsbasiertes Aufmerksamkeitstraining (MBAT) mit Elementen fokussierter Aufmerksamkeit im Vergleich zu einer aktiven Kontrollbedingung (Progressive Muskelrelaxation, PMR) geeignet ist, solche Auffälligkeiten positiv zu beeinflussen. In der Längsschnittstudie prädizierte affektive Instabilität im Alltag bei den rMDD Patienten die Zeit bis zum Rückfall in eine depressive Episode, während hohe Instabilitätswerte bezüglich Rumination ein generell erhöhtes Depressionsniveau im selben Zeitraum vorhersagten. In der Interventionsstudie identifizierten wir schließlich signifikante Interaktionseffekte dahingehend, dass MBAT im Vergleich zu PMR günstige Effekte auf alle Alltags-Outcomes (Rumination, Affekt und Selbstakzeptanz) aufwies. Besonders ausgeprägt waren diese Effekte bei Patienten mit häufigen anamnestischen Episoden und hoher Grübelneigung, also solchen mit hoher Vulnerabilität für Rückfälle. In einem noch ausstehenden Schritt sollen die Ergebnisse der unterschiedlichen Erhebungsebenen der Interventionsstudie zusammengeführt werden. Die Ergebnisse des vorliegenden Projekts unterstreichen die Relevanz kognitiver und affektiver Mikroprozesse im Alltag und deren neuronale Korrelate für den Depressionsverlauf wie auch die der gezielten Untersuchung interventionsbezogener Veränderungen entsprechender Zielgrößen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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